Bei der kommenden Wahl geht es auch um die Gesundheit

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Das Gesundheitssystem steht an der Leistungsgrenze. Was nun zu tun wäre. Ein Gastkommentar von Liliane Zillner.

Bei der kommenden Nationalratswahl wählen wir auch unsere Gesundheit. Die Pandemie, der Personalmangel und die gravierend steigenden Kosten, verstärkt durch die Teuerung, treiben unser Gesundheitssystem an und über seine Leistungsgrenzen. Die Gesundheitsausgaben steigen weiter – von 45,8 auf 55,1 Milliarden Euro (2020-2023) – während der private Kostenanteil gegenüber dem öffentlichen zunimmt. Zwar sinken die Gesundheitsausgaben in Relation zum BIP, da dieses – abgesehen vom Pandemieknick 2020 – durchgehend wächst, doch im europäischen Vergleich liegt Österreich mit 11,4 % der Gesundheitsausgaben im Verhältnis zum BIP weiterhin an dritthöchster Stelle. Parallel zur Renaissance der Gesundheit auf politischer Ebene rückt auch unser persönliches Bewusstsein wieder stärker auf den unermesslichen Wert unserer Gesundheit.

Bei der kommenden Wahl geht es auch um die Gesundheit

Liliane Zillner

Als Antwort auf den Personalmangel im System etablierte die Bundesregierung 100 neu geförderte Kassenstellen und ein Budget von jährlich 300 Millionen Euro für den weiteren Ausbau derselben. Alternativvorschläge, wie die von der SPÖ geforderte Verdoppelung der Medizinstudienplätze, erscheinen weniger sinnvoll, da der Ärztemangel vor allem durch ein Verteilungsproblem des Gesundheitspersonals und die wenig attraktiv gestalteten Kassenverträge – im Gegensatz zum europaweit einzigartigen Wahlarztkonzept – verursacht wird.

Kann man, solange alle Patienten – ob in der „Economy“ oder „First Class“ – am selben Ziel, nämlich einer guten Gesundheit, ankommen, das Zweiklassensystem als vertretbar erachten? Es bleibt die individuelle Freiheit, mehr in die eigene Gesundheit zu investieren. Während die SPÖ ein Recht auf einen Kassentermin innerhalb von 14 Tagen verankern möchte, bemühen sich die Neos um einen besseren Spagat zwischen dem Kassen- und Wahlarztsystem: Wenn keine angemessene Leistung im Kassensystem möglich ist, soll die Kasse Wahlarztkosten refundieren.

Fraglich bleibt, warum die sich entfaltenden Reformideen bisher kaum auf den Frauengesundheitsbericht reflektieren: Frauen leben zwar länger, verbringen aber mehr Zeit in schlechter Gesundheit als Männer. Ursachen könnten die Doppelbelastung, die auf Männer ausgerichtete Medizin sowie das Medical Gaslighting sein. Österreicherinnen leiden im EU-Vergleich deutlich stärker unter dem Karriereknick durch Familiengründung. Dass Frauen in Notaufnahmen weniger Schmerzmittel erhalten als Männer, lässt erkennen, dass Frauen scheinbar in eine unsichtbare dritte Klasse des Gesundheitssystems abgleiten. Im Jahr 2024 ist das schlichtweg inakzeptabel.

Auch wenn diese Problematik weit über den Gesundheitsbereich hinausgeht, müssen dennoch entscheidende Stellschrauben gedreht werden. Hier fordert – zumindest – die SPÖ 10 Millionen Euro an Forschungsgeldern für die Frauengesundheit.

Das Ziel bleibt ein inklusives Gesundheitssystem, das alle gleichberechtigt versorgt, und eine Zukunft, in der wir weiterhin die Gesundheit – aller – wählen können.

Liliane Zillner ist Schauspielerin, Medizinstudentin und Initiatorin der Hearts Conference

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