Freizeitversessen

Soll der Karfreitag für alle arbeitsfrei sein? Und gilt schon das Motto: Welche Religion bietet mehr Feiertage?
Martina Salomon

Martina Salomon

Gilt schon das Motto: Welche Religion bietet mehr Feiertage?

von Dr. Martina Salomon

über den arbeitsfreien Karfreitag.

Wer im Glashaus sitzt, sollte ein bisschen aufpassen, wie wir wissen. Die Wirtschaftskammer, stets bemüht, gegen ungerechtfertigte Arbeitszeitprivilegien zu kämpfen, gewährt ihren Mitarbeitern genau solche: Am Karfreitag, obwohl kein staatlicher Feiertag, gibt es in der Kammer nur Journaldienst (auch wenn das per Gleitzeit angeblich eingearbeitet wurde). Das ist in Österreich nicht ganz ungewöhnlich, besonders in geschützten Bereichen. Überall sonst kann man schön beobachten, wie sehr sich auch die religionsfernsten Mitarbeiter plötzlich ihrer Konfession entsinnen und auf ihren morgigen Feiertag bestehen – übrigens einer der wichtigsten für (echte) Protestanten. Sie haben damit einen freien Tag mehr als alle anderen. Muss künftig allen Österreichern dieser 14. Feiertag im Jahr (und somit auch ein Feiertagszuschlag für Arbeit) zugestanden werden, weil sonst eine Diskriminierung vorliegt? Der Europäische Gerichtshof klärt das gerade.

Wobei man hier für die Arbeitgeber die Büchse der Pandora öffnen würde. Denn in Wahrheit haben die evangelischen Kirchen mit 306.000 nur mehr halb so viele Mitglieder wie die Islamische Glaubensgemeinschaft. Es wird daher wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis der Ruf nach offiziellen Feiertagen für das Fest des Fastenbrechens oder das Islamische Opferfest erschallt. Aber: Mehr als fünf Millionen Österreicher bekennen sich zur katholischen Kirche, daher darf sich Österreich (noch) mit Fug und Recht als katholisches Land bezeichnen.

Ist das eines Tages nicht mehr der Fall, kann man nur pragmatisch reagieren: Wer einer Religion nachweislich angehört (und nicht aus der Kirche ausgetreten ist), hat ein Anrecht auf "seine" Feiertage. Ansonsten gelten nur noch staatliche, nicht-religiöse Feiertage. Vielleicht würde sich Österreich dann auch der Normalität ein wenig annähern. Denn heimische Arbeitnehmer gelten zwar als fleißig, haben im internationalen Vergleich aber besonders oft frei.

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