Europa kann seinen Rückstand aufholen

Asien ist auf dem wirtschaftlichen Vormarsch. Abgegebenes Terrain ist noch nicht für immer verloren.
Robert Kleedorfer

Robert Kleedorfer

Ob Migration, deutsche Pkw-Maut, Brexit oder Schuldenpolitik der südlichen Euroländer: Nach wie vor dominiert Streit den politischen Alltag in Europa. Einigkeit herrscht zwar zwischen den Staaten Asiens auch bei Weitem nicht, doch sind sie weder eine Gemeinschaft noch scheinen Zwistigkeiten sie zu beirren. Sie gehen weiter ihren Weg, um wirtschaftlich aufzuholen – und dort zu dominieren, wo Europa und die USA auslassen.

Etwa in Afrika, wo China seltene Rohstoffe (unter fragwürdigen Bedingungen) abbauen lässt und sich gleichzeitig Einfluss sichert. Oder im IT-Bereich, wo asiatische Konzerne mittlerweile gigantische Größen erreicht haben und an der Wall Street notieren. Oder wenn sich Asiaten in Europa und Österreich Firmen weiterhin zulegen.

Die Reaktion, solche Übernahmen mittels Gesetz zu verbieten, ist ein netter Versuch zu verhindern, dass Asien die Einflusssphäre vergrößert, aber nicht mehr. Dazu ist die Finanzwelt viel zu vernetzt, um eine dauerhafte Abwehr zu erreichen. Schlimmstenfalls könnten Konzerne als Reaktion auch abwandern. Hilfreich ist es zudem nicht, wenn ein zu scharfes EU-Wettbewerbsrecht Fusionen verhindert (wie jüngst die Zugsparten von Siemens und Alstom) und zugleich noch größere asiatische Monopolisten Europa ins Visier nehmen.

Streiten einstellen und die Kraft in die (finanzielle) Unterstützung von Innovationen stecken, das wäre in Europa der sinnvollere Weg. Die hier beheimateten Unternehmen müssen sich nicht verstecken und können selbstbewusst auftreten. Ja, einige Entwicklungen wurden verschlafen. Aber die Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz oder autonomes Fahren sind auch in Asien noch nicht so weit entwickelt, dass der Vorsprung nicht mehr aufzuholen wäre.

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