Es ist nicht nur Gold, das glänzt

Die Ski-WM ist aus. Marcel Hirscher bleibt der Held und auch sonst irrte so mancher Kritiker.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Blaue Piste? Zu flach. Rote Abfahrt? Oft ein leeres Versprechen. Schwarzer Hang? Türkis verfärbt sich das Gesicht in manch zu steiler Passage. So definiert sich nicht etwa Politikverdrossenheit, sondern das durchschnittliche Leistungsvermögen der Ski fahrenden Österreicher. Die stets hinterfragten, ob ÖSV-Damen und -Herren sie da oben in Åre würdig vertreten, oder ob die Nation wegen drohenden Goldmangels doch in die kollektive Angefressenheit taumeln sollte.

Der Held ließ sie nicht im Stich. Marcel Hirscher wurde am Sonntag mit gewohnt maschineller Präzision Weltmeister im Slalom und überdeckt all das, was zuvor nicht so rund gelaufen ist. Wie zum Beispiel die völlige Medaillenflaute der Damen, zuletzt passiert vor 37 Jahren. Wie drei Bronzene für die Herren und zwei zweite Plätze, die für Hirscher dem Zeitgeist entsprechend schon als Positionen des „ersten Verlierers“ herhalten mussten. Der finale Sonntag wirkt versöhnlich, streichelt den Patriotismus und nimmt notorischen Nörglern ihr Hauptargument. Doch auch, wenn Österreichs Ski-Team kein Dreifacherfolg gelungen wäre, hätte diese WM am gefühlten Ende der Welt moderne Trends aufgezeigt: Entschleunigung, allgemein freudiges Mitgefühl beim erfolgreichen Karriere-Ende internationaler Sportgrößen (Vonn, Svindal), Weltoffenheit bei der Titelvergabe.

Ein idealer Zeitpunkt eigentlich, für den Abschied zweier Herren, die im Schnee von gestern ihre großen Auftritte hatten und jetzt Jüngeren den Vortritt lassen sollten: ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, 77 und FIS-Präsident Gian Franco Kasper, 75.

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