ÖVP-Hauptsport ist die Demontage ihrer Obmänner.

von Dr. Martina Salomon

über den Rücktritt von Reinhold Mitterlehner.

Nein, es gibt keinen einzigen Job in Österreich, bei dem man sonst noch seit Jahrzehnten live zusehen kann, wie eine Spitzenkraft demontiert wird. Die ÖVP vernichtet in atemberaubendem Tempo ihre Obmänner. Reinhold Mitterlehner ist zurückgetreten wie Michael Spindelegger und Josef Pröll: vorzeitig und entnervt (aber lockerer als die beiden). "Django: Die Totengräber warten schon" – diese Einleitung eines ORF-Berichts habe den letzten Ausschlag gegeben, um aus Selbstschutz zurückzutreten, erklärte er in einer überraschend einberufenen Pressekonferenz. "Es ist genug", sagte Mitterlehner. Zerrieben wurde er in der Koalition wie in der eigenen Partei. Christian Kern hat von Beginn an auf Wahlkampf gesetzt und die ÖVP mit feinen Nadelstichen provoziert. Eine vorzeitige Wahl im Frühjahr gelang dem Kanzler zunächst nicht. Denn sein Gegenüber, Reinhold Mitterlehner, bemühte sich um Konstruktivität. Das aber war wiederum in der ÖVP nicht wirklich mehrheitsfähig. Dass Sebastian Kurz der nächste Spitzenkandidat der ÖVP sein würde, war schon lange klar. Aber der Kreis um ihn machte Druck auf Mitterlehner. Sebastian Kurz gilt als der schwarze Hoffnungsträger. Aber auch er kann sich von einer Partei nicht lossagen, deren Hauptsport es ist, die eigenen Obmänner zu demontieren.

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