Entdeckt euch!
Wir müssen uns gegen die Ausbreitung aggressiver, patriarchaler Strukturen wehren.
Das neue Verhüllungsverbot ist richtig. Aber ein nicht unheikles Gesetz, weil es hohes Fingerspitzengefühl der Polizei verlangt. Und natürlich darf das Gesetz auch nicht dazu führen, dass unterdrückte Frauen aus archaischen Familien keinen Schritt mehr aus der Wohnung tun dürfen.
Aber wenn wir eine liberale Gesellschaft bleiben wollen, müssen wir uns gegen die schleichende Ausbreitung aggressiver, patriarchaler Strukturen wehren. Sie hat längst begonnen – bis hin zum brutalen Abschlachten einer 14-jährigen Afghanin durch ihren (amtsbekannten) Bruder.
Mathias Döpfner, der Springer-Vorstandsvorsitzende, hat es diese Woche beim Zeitungskongress in Stuttgart gut auf den Punkt gebracht. Man müsse aufpassen, sagte er, dass wir uns nicht bald in einer Welt wiederfinden, wie sie Michel Houellebecq in seinem Buch "Unterwerfung" beschreibt. Das beginne schleichend, Frauen tragen zum Beispiel keine Miniröcke mehr. Die ersten Vorboten sehe man bereits. Stimmt leider.
Daher müssen auch wir in Österreich aufhören, darüber hinwegzusehen – aus Gleichgültigkeit, Angst oder falscher Toleranz. Denn in so einem Klima gewinnen letztlich die Intoleranten. Aber was tun mit reichen arabischen Touristinnen, die vollverschleiert die Luxusboutiquen stürmen? Sie sollen die Freiheiten bekommen, die sich auch die arabische Oberschicht nimmt: Außerhalb ihrer diktatorischen Länder zeigen sie sich sogar im Bikini auf Motorjachten. Eigentlich ist undenkbar, dass die Verschleierung von Kopf bis Fuß (nur der Augenschlitz bleibt frei) auf reiner Freiwilligkeit beruht. Österreich signalisiert den darunter Verborgenen: Hier dürft ihr euch zeigen, weil die Männer ihre sexuellen Triebe normalerweise im Griff haben und es aushalten, von einer Frau mehr als nur die Augen zu sehen. Hier sind Frauen nicht Menschen zweiter Klasse und dürfen über ihr Leben und ihren Körper selbst bestimmen.
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