Das entspricht dem kanadischen Modell: Kanada sieht sich als Einwanderungsland, achtet aber akribisch darauf, dass vor allem Junge und gut Gebildete kommen. Auch jetzt lässt Kanada aufhorchen, indem es 20.000 Afghanen aufnehmen will: Frauen in Führungspositionen, Regierungsmitarbeiter, Menschenrechtsaktivisten, Journalisten und verfolgte Minderheiten. Man kann davon ausgehen, dass da nicht die Allerärmsten angesprochen sind. Zu den Ländern mit den meisten Flüchtlingsaufnahmen zählt Kanada jedenfalls nicht, die Politik-mit-Herz-PR jedoch funktioniert immer, zufällig kündigt Premier Trudeau auch vorgezogene Neuwahlen an.
Österreich hingegen hat sich bei der Aufnahme von Asylwerbern pro Kopf der Bevölkerung innerhalb Europas in den vergangenen Jahren viel generöser gezeigt, als die politische Propaganda vermuten lässt. Mittlerweile beherbergen wir einen so hohen Anteil an schwierig zu integrierenden Menschen, dass das Sozialsystem Gefahr läuft, überstrapaziert zu werden. Das Bildungswesen ist es längst. Und auch wenn es absurd wirkt, dass sich Innenminister Nehammer gegen einen Abschiebestopp von Afghanen wehrt (den es de facto seit Monaten gibt), so geht es letztlich um reine Symbolpolitik. Man will keinerlei ermutigende Signale an Schlepper aussenden. Viele Millionen Afghanen sitzen ja längst in Lagern außerhalb ihres Landes, hauptsächlich Männer mit niedrigem Bildungsniveau und weit entfernt von europäischen Werten. Von den in Wien lebenden Afghanen sind 40 Prozent arbeitslos.
Die meiste Angst in Afghanistan müssen aber gut gebildete Frauen an Unis, in der Verwaltung, den Medien und der Politik haben. Sie fürchten sich vor Zwangsverheiratung, Vergewaltigung und Herabwürdigung durch ein mittelalterliches Stammesfürsten-Regime. Die vom Westen unterstützten Männer sind (manche mit Koffern voll Dollars) geflohen, haben ihre Waffen den Taliban überlassen, oder sind massenweise zu ihnen übergelaufen. In dieser Situation gebildete Frauen einzuladen, oder es jedenfalls anzukündigen, ist richtig. Wobei die (wenigen) afghanischen Uniprofessorinnen wohl lieber in die USA oder nach Kanada auswandern – schon wegen der Sprache. Es ist also eine zwar richtige, aber „gefahrlose“ Einladung des Bürgermeisters.
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