Tatsächlich weiß niemand, ob im Herbst nicht eine neue, aggressivere Virusvariante wüten wird. Omikron plus sein „lästiger Verwandter BA2“ sorge auch jetzt noch dafür, dass die Zahlen auf einem hohen „Plateau“ verharren, erläuterte Gecko-Chefin Reich. Gott sei Dank führt das nicht zu einer Überlastung der Intensivstationen. (Dafür warten Patienten lange auf Behandlungen und OPs. Es gibt weniger Vorsorgeuntersuchungen: Dieser „Kollateralschaden“ wird zu wenig beachtet.)
Ungelöst ist die Frage, wie wir nach dem Sommer die erforderliche Durchimpfung von 90 Prozent erreichen könnten. Ohne Hausärzte wird das nicht gehen. Ab Samstag gelten sogar einander widersprechende Vorschriften: Einerseits herrscht Impfpflicht, andererseits dürfen Ungeimpfte wieder in Restaurants. Im März werden überhaupt fast alle Beschränkungen aufgehoben. Logisch ist das nicht. Darauf verwies auch Burgenlands Landeshauptmann Doskozil.
Wien löst diesen Widerspruch auf, indem es 2-G in der Gastronomie beibehält. Man wird sehen, ob dies die Impffreude der Hauptstädter erhöhen wird. Bürgermeister Michael Ludwig gab schon bisher den Corona-Härtling und „Test-Weltmeister“. Damit konnte er zumindest im Vorjahr politisch punkten. Doch die anfangs erfreulich niedrige Sieben-Tage-Inzidenz in Wien stieg bald wieder an. Ohnehin zeigt ein Bundesländer- genauso wie ein Staatenvergleich: Hohe Durchimpfung senkt das Infektionsrisiko, alle anderen Maßnahmen ändern offenbar recht wenig an den Infektionswellen. Dass ab April das (eigentlich sauteure) Gratistesten – vielleicht nur für Ungeimpfte – endet, ist wohl vernünftig. Ludwig ist auch da skeptisch.
Die Impfpflicht bleibt als Gesetz, aber noch immer ist nicht klar, ob und wann es wirklich exekutiert wird. Das ist so sinnvoll wie ein Tempolimit ohne Radarkontrolle. Leider hat sich ein Teil der Ungeimpften bereits so einzementiert, dass man fürchten muss, eine Gruppe an Staatsverweigerern zu erzeugen. Weil diese so laut ist, übersieht man leicht, dass eine große Mehrheit der Österreicher für Impfpflicht und strenge Maßnahmen ist. Das stürzt die Politik in ein Dilemma – daher wird diese Entscheidung wohl an Experten und „Kommissionen“ delegiert. Denn wie auch immer sie ausfällt: Es werden nicht alle damit zufrieden sein.
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