Ist diese Form von „Rückkehr zur Natur“ wirklich wünschenswert? Oder sollten wir in unseren dicht besiedelten Kulturräumen nicht lieber froh sein, gefahrlos einen Wald betreten oder über Bergwiesen ohne Elektrozäune und scharfe Hirtenhunde wandern zu können? In Italien wurde die eingefangene „Problembärin“ zum Abschuss freigegeben, dagegen laufen nun Tierschützer Sturm. In Österreich sind selbst Wolfsabschüsse prinzipiell verboten, was deren Population sprunghaft steigen lässt.
Immer häufiger werden Wölfe sogar nahe von Kärntner Straßen gesichtet.Was wir ausblenden: In Ländern mit traditionell vielen Wölfen und Bären betritt man den Wald vorsichtshalber nur mit einer Flinte. Österreich aber ist ein Tourismus- und Agrarland. Die Rückkehr von Raubtieren in die Nähe von Siedlungsgebieten ist problematisch, ja im Grunde sogar unsozial: Soll der Erholungsraum Wald nur noch Gutsbesitzern und Jägern gehören, der Bürger ausgesperrt bleiben? Und ist es nicht viel wichtiger, sich um Insekten und Bienen und viele Vogelarten zu kümmern, die ihren Lebensraum verlieren?
In einem Beitrag des Magazins Pragmaticus wird analysiert, warum wir die „falschen“ Tiere retten – nämlich vor allem jene, die „süß oder imposant“ sind. Mit Bildern knuddeliger Bären-Babys lassen sich eben leichter Spenden lukrieren als mit Lurchen und Spinnen. Das bedeutet, dass ganze Tiergattungen aussterben könnten, die für unsere Ökosysteme vielleicht wichtiger sind.
Jetzt ist schon klar, dass der Mensch das schlimmste „Raubtier“ auf diesem Planeten und schuld am Verschwinden der Artenvielfalt ist. Dagegen etwas zu tun, ist richtig und wichtig. Ein Anfang wäre ja mal, die leblosen Thujenhecken oder die Rollrasenteppiche in den Gärten zu ersetzen und blühende Büsche als Abgrenzung statt dieser furchtbaren grauen Plastikzäune zu fördern.
Die von manchen Städtern gepflegte Sehnsucht nach wilden Tieren im dunklen Wald übersieht, dass Räuber auch Opfer suchen und jagen. Unsere Vorfahren haben diese Raubtiere daher selbst erlegt, wenn sie dem Menschen zu nahe kamen. Ein gefahrloses Miteinander von Raubtier und Mensch erfordert Distanz und keine Naivität.
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