Ein Land in Waffen: Warum die USA doch ganz anders ticken

Ein Land in Waffen: Warum die USA doch ganz anders ticken
Das neuerliche Massaker führt uns auch vor Augen, wie weit die USA von Europa in manchen Dingen entfernt sind.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Die neuerliche Bluttat aus dem Vorort von Chicago ist auch ein Anlass, um das in letzter Zeit so heftig aufpolierte Bild von der kulturellen Einheit des Westens zurechtzurücken. Uns Europäer mag viel mit den USA verbinden, von der parlamentarischen Demokratie bis zur Populärkultur. Vieles aber wird uns an diesem Staatsgebilde, das sich einst aus einer vor Waffen strotzenden Anarchie formte, immer fremd bleiben.

Für die Mehrheit der Europäer war Sicherheit eine Frage, die man der Obrigkeit anvertraute, wer auch immer die gerade war. Generationen von Amerikanern verließen sich dafür lieber auf ihr eigenes Gewehr. Eine Kultur der Gewalt, die den Alltag in vielen Regionen des Landes bis ins 20. Jahrhundert prägen sollte. Und Religion ist in Europa vor allem Tradition, in die man hineingeboren wird und aus der immer mehr Bürger herauswachsen. Für 40 Prozent der Amerikaner ist sie Angelpunkt ihres Lebens, Grundbaustein und ihrer Sicht auf die Welt. US-Kapitalisten wie Rockefeller, Carnegie oder Vanderbilt bauten ihre Eisenbahnen und Pipelines ohne Rücksicht auf die Politik und ihre Regeln. Was ihnen als unternehmerische Freiheit galt, war in Europa Rechtsbruch – auch wenn dieses Recht meist nur den Herrschenden diente. Die USA sind von Europäern gegründet worden, die die Spielregeln des alten Kontinents hinter sich lassen, sie brechen wollten. Das macht uns so verwandt, aber auch so verschieden.

kramar.jpg

Kommentare