Ein Erfolg für Juncker, aber auch für die EU
Beim G 7-Treffen in Kanada hat Donald Trump ihn als „brutalen Killer“ bezeichnet. Den Killer-Instinkt hat Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker als „political animal“ nun eingesetzt und dem Herrn im Weißen Haus die Zähne gezeigt.
Sachorientiert, inhaltlich kompetent und pointiert ist er Trump als Repräsentant eines starken europäischen Binnenmarktes begegnet, ausgestattet mit einem umfassenden Verhandlungsmandat. Juncker kam nicht als Bittsteller, sondern als europäischer Staatsmann.
Der Kommissionspräsident hat in Washington mehr erreicht, als zunächst erwartet worden war. Er – und nicht Trump – war der Deal-Maker. Das gelang Juncker nicht nur, weil er ein erfahrener Stratege und brillanter Taktiker ist, sondern weil die Europäer zusammenhielten, als Trump sie mit Beschimpfungen („Feinde“) und Drohungen, hohe Strafzölle auf europäische Autos einzuführen, zu Konzessionen zwingen wollte.
Dem luxemburgischen Christdemokraten ist es gelungen, die Gefahr eines drohenden Handelskrieges vorläufig zu stoppen. Gebannt ist sie nicht, solange die Verhandlungen über den Abbau aller Zölle und Handelsbarrieren nicht erfolgreich abgeschlossen sind.
Man darf aber nicht vergessen, dass Fortune zur Politik gehört: Die hat Juncker, weil die Trump-Show gerade nicht so gut läuft. Immer lauter wird die Kritik aus dem Kongress, aus Kreisen der Republikaner, von Unternehmen und Farmern aus dem Mittleren Westen. Sie spüren immer stärker die Folgen der Fehler ihres unberechenbaren Präsidenten. Trumps Zores in den USA sind ein Segen für die EU. Auch wenn er das gar nicht will, seine Politik hilft dem europäischen Projekt.
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