Eigentlich sind wir gut

Martina Salomon

Martina Salomon

Das Land hat gute Voraussetzungen. Wir sollten darauf achten, sie nicht zu verspielen.

von Dr. Martina Salomon

über den Standort Österreich

Diese Woche sei die beste seiner bisherigen Amtszeit, freute sich der Bundeskanzler am Mittwoch vor Wirtschaftsjournalisten. Und tatsächlich: Die Arbeitslosigkeit ist leicht zurückgegangen, und man darf sich über zwei außerordentliche Investitionen in den Standort freuen: Die Pharmafirma Boehringer Ingelheim baut um 700 Millionen Euro aus, schafft 500 neue Jobs und stärkt den Pharma-Cluster in Wien. Der Technologiekonzern ABB kauft sich sogar mit rund zwei Milliarden ein. Der von ihm übernommene Automatisierungsspezialist ist ein "Hidden Champion" aus der wirtschaftlichen Vorzeigeregion Innviertel, wo auch andere großartige Firmen daheim sind, wie KTM, Amag oder die hierzulande kaum bekannte Firma Wiehag. Sie baut international beachtete Holzkonstruktionen mit Stararchitekten (etwa mit Norman Foster in London). Leider auch ein Wermutstropfen: Gestern wurde die Schließung der Firma PPC Insulators im weststeirischen Frauental bekannt, die 160 Menschen arbeitslos macht.

Österreichs Ruf ist intakt. Expats (von Firmen ins Ausland versendete Mitarbeiter) lieben Wien, das beweist die Mercer-Studie alljährlich. Bei aller berechtigter Kritik an der eigentlich dysfunktionalen Koalition: Einiges hat sie schon richtig gemacht, zum Beispiel die Forschungsförderung anzuheben. Es gibt erste Schritte, die Lehre wieder aufzuwerten. Sie gilt (obwohl renovierungsbedürftig) als internationales Aushängeschild. Da Wien auch noch immer Sitz internationaler Organisationen wie UNO und OPEC ist, würde es gut ins "Portfolio" passen, wenn nach dem Brexit die EU-Arzneimittel-Zulassungsstelle EMA nach Wien übersiedeln würde. Dafür wäre es freilich nicht schlecht, in der EU Freunde zu pflegen, statt Bündnispartner mit Aktionen zu verprellen, die nur auf den Boulevard schielen.

Das Land hat prinzipiell gute Voraussetzungen. Wir sollten darauf achten, sie nicht zu verspielen.

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