Eher ein Klimasturz als ein Kalter Krieg
Die wichtigsten Gesprächskanäle sind und werden, wie es aussieht, auch weiter offen bleiben.
Es sieht düster aus: Russland knallt den USA die Aufkündigung eines Abkommens zur Vernichtung von waffenfähigem Plutonium vor die Füße. Washington wiederum beendet den Dialog mit Moskau über eine Feuerpause für das gequälte Syrien. Gespräche werden gestoppt, Brücken abgebrochen, Spannungen geschürt – und schuld, das ist aus der Perspektive Moskaus und Washingtons sonnenklar, schuld ist natürlich jeweils der andere.
Wirklich düster ist dieser jüngste Klimasturz zwischen den beiden Militärmächten für Millionen Syrer. Sie dürfen sich auch für die nächste Zukunft keinerlei Hoffnung machen, Beschuss und Waffen würden schweigen. Die restliche Welt aber bleibt Zeuge eines Kräftemessens zwischen einer unter US-Präsident Obama militärisch immer vorsichtiger agierenden Supermacht und einer militärisch immer aggressiveren Ex-Supermacht unter Präsident Putin. Russland will sich im Nahen Osten als neue Ordnungsmacht etablieren – und die USA setzen dem erstaunlich wenig dagegen. Washington beklagt die russische Aggression in der Ukraine, während Moskau sich von den NATO-Truppen in den baltischen Staaten bedroht sieht.
Sind das schon die Vorboten eines neuen Kalten Krieges? Wohl kaum, zumal seit dem Fall des Eisernen Vorhanges nicht mehr zwei feindliche politische Systeme – Kommunismus versus Kapitalismus – miteinander konkurrieren. Und was gerne vergessen wird: Auch wenn Moskau und Washington heute weniger miteinander kommunizieren und das Klima zwischen den beiden Staaten eher einer Eiszeit gleicht – die wichtigsten Gesprächskanäle sind und werden, wie es zumindest jetzt aussieht, auch weiter offen bleiben.
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