Die Waldviertler High Line

Die New Yorker lieben ihre High Line. Bei jeder Gelegenheit fragen sie einen, ob man eh schon dort spazieren gegangen ist. Weil: It‘s so beautiful! – Und das stimmt.

Auf der 2,33 Kilometer langen ehemaligen Hochbahntrasse im Westen von Manhatten kann man wirklich gut spazieren. Die Schienen der ehemaligen Bahntrasse sind zugewachsen – mit Blumen, Kräutern und blühenden Stauden. Auf den hölzernen Sitzmöglichkeiten kann man pausieren, andere Touristen beobachten und ihnen wegen ihrer Selfie-Sticks skeptische Blicke zuwerfen. Man kann den Schmetterlingen in den Blumen zu- oder die Graffiti auf den Häuserblöcken rund um die High Line anschauen.

Aber: Im Waldviertel gibt‘s jetzt auch so etwas Ähnliches wie eine High Line. Na gut, man kann das Waldviertel nicht wirklich mit New York City vergleichen. Und die Waldviertler High Line ist eher eine Low Line. Aber immerhin!

Seit 14. Juni ist der erste Abschnitt des grenzüberschreitenden Radwegs von Dobersberg über Waldkirchen/Thaya nach Slavonice in Tschechien offen. Seitdem kann man auf der ehemaligen Strecke der Thayatalbahn mit dem Rad nach Slavonice auf ein Eis fahren. Oder auf ein Bier. Und das sollte man auch.

Denn links und rechts der Strecke findet man das, was man unter "Waldviertler Idylle" versteht. Große Felder, schöne Blumen und viele Bäume. Statt dem Touristen einen skeptischen Blick, wirft man dem Bauern auf dem Traktor ein Lächeln zu. Wer eine kleine Pause vor der großen (in Slavonice) braucht, kann sich in eine der kleinen Holzhütten entlang des Weges setzen und sein Fahrrad stilecht in einen Fahrradständer aus geschälten Baumpflöcken abstellen.

Später isst man am Hauptplatz von Slavonice ein Eis. Oder trinkt ein Bier. Oder isst im Besidka zu Abend. Statt Häusern mit Graffiti gibt’s in Slavonice welche mit Sgrafitti. Dafür aber die zweitältesten in ganz Tschechien. Und dann fährt man wieder zurück, auf der Waldviertler Low Line, die ein ziemliches High Light ist.