Gleichzeitig sind all diese Regeln oft nur Schall und Rauch. So sei es Politikern aus aktuellem Anlass empfohlen, auch im kleinsten Kreis immer alle Worte auf die Goldwaage zu legen, es könnte versteckt mitgefilmt und das Werk im „Giftschrank“ der politischen Mitbewerber deponiert werden.
Wildwestmanier
Wird wahlgekämpft oder soll von einem peinlichen Thema abgelenkt werden, taucht es rein zufällig auf. In der politischen Auseinandersetzung herrscht schon seit Jahren (gesetzlose) Wildwestmanier. Schutz vor Beschimpfung und Datenklau existiert nicht mehr. Sogar das Brief- und das Redaktionsgeheimnis werden oft de facto (etwa in U-Ausschüssen) entsorgt.
Diese Inkonsequenz lässt sich auch in anderen Bereichen beobachten. So überschlagen sich Gesetzgeber und Autoindustrie geradezu in Unfallvorsorge. Wer zum Beispiel mit dem Handy im Auto hantiert, wird zu Recht zu einer hohen Geldstrafe verdonnert. Pkw haben immer höhere Sicherheitsstandards – etwa durch den Spurhalteassistenten –, was die Zahl der Unfallopfer erfreulicherweise reduziert hat.
Neue Straßen-Anarchie
Gleichzeitig gibt es immer mehr verletzte Rad- und Scooter-Fahrer, weil eine neue Straßen-Anarchie herrscht. Man beobachte nur die zahllosen Essenslieferdienste einer Gesellschaft, die das (billigere) Kochen verlernt hat. Diese „Lieferandos“ mischen sich auf schnellen, breiten E-Motorrollern gefährlich unter den Räder- und Scootervekehr, und das Schlimmste: City-Eltern transportieren immer häufiger ihre Kinder in offenen Rad-Anhängern.
Die Kleinen befinden sich damit nicht nur auf Auspuffhöhe, sondern sind auch – etwa für rückwärts ausparkende Autos – fast unsichtbar. Wie seltsam, dass die Hüter der öffentlichen Ordnung, denen sonst jeder Oleander im Stiegenhaus (Feuergefahr!), ein Verstoß gegen die Ladenschlusszeit oder ein falsch parkendes Auto ein Dorn im Auge ist, hier auf beiden Augen blind sind.
Vielleicht sollte man sich häufiger besinnen, wo wirklich Gefahr im Verzug ist oder Persönlichkeitsrechte eingeschränkt sind – und wo es einfach nur um unnötige bürokratische Auflagen geht – oft genug als „Gold Plating“ für EU-Verordnungen.
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