Ein Stachel aber bleibt der Tod in jedem Fall. Wir werden nie fertig damit. Wohl deswegen rührt – abgesehen von Weihnachten (in anderer Weise) – kein kirchliches Fest so sehr ans Innerste des Menschen, an Hoffnungen, Bedürfnisse, Sehnsüchte, an Unausgesprochenes/Unaussprechbares und Verdrängtes. Und dies weit über religiös gestimmte, gar kirchlich gebundene Menschen hinaus.
Auch dem Nichtgläubigen erschließt sich der steinerne weinende Engel am Grab oder ein schlichtes Holzkreuz. Nicht nur, aber besonders angesichts von Krankheit, Schmerz und Tod wird viel religiöse Unbehaustheit sichtbar. Hier täte sich, nebenbei bemerkt, ein weites Betätigungsfeld für die christlichen Kirchen auf. Inwieweit sie dieses wahrzunehmen und adäquat zu „bespielen“ imstande sind – oder ob nicht jedenfalls die katholische Kirche im Begriff ist, sich in synodale Sackgassen zu verrennen, sei dahingestellt.
Während die Gefahr eines Terroranschlags zumindest auf europäischem Boden zum Glück noch immer nicht alltagsprägend ist, hat sich die virale Bedrohung bereits bleibend eingenistet. Und so sehr es wahr ist, dass medizinischer Fortschritt zu den größten Segnungen der Moderne zählt, so wenig wissen wir doch, ob nicht das Licht am Ende des Tunnels nur kurzfristige Helligkeit vor der Einfahrt in die nächste dunkle Ungewissheit verheißt (wobei diese durchaus auch eines Tages im Wortsinn – also in Form eines Zusammenbruchs unserer Energieversorgung – dramatisch schlagend werden könnte).
Wir werden also in Zukunft wohl einiges an robuster Zuversicht brauchen, an Lebenskraft ungeachtet so mancher, potenziell tödlicher Gefahren. Vielleicht kann ja auch die Tradition, das geistig-kulturelle Erbe, wie es etwa an diesen beiden ersten Novembertagen zum Vorschein kommt, einiges dazu beitragen.
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