Die FPÖ zwischen VdB und Bierpartei

Die Jüngeren werden sich nicht mehr an ihn erinnern: Johannes Ude, Priester und eine Art ökopazifistischer Fundi, Kandidat bei der Bundespräsidentschaftswahl 1951. Er kam nur auf 0,1 Prozent. Allerdings war er einer von sechs Kandidaten, darunter auch eine Frau: Ludovica Hainisch-Marchet, Lehrerin und Frauenrechtlerin, Ex-Schwiegertochter des parteilosen Bundespräsidenten Michael Hainisch (1920–1928). Sie schnitt mit 0,05 Prozent am schlechtesten ab. Im Rennen waren noch der Kommunist Gottlieb Fiala (5,1 %) sowie der vom FPÖ-Vorläufer VdU nominierte Burghard Breitner (15,4 %) wie auch der oö. VP-Landeshauptmann Heinrich Gleißner (im ersten Wahlgang auf Platz eins) und der schließlich siegreiche Wiener SP-Bürgermeister Theodor Körner.
So viele Kandidaten gab es erst wieder 2016. Damals erreichte aber selbst der Letztgereihte, Richard Lugner, 2,3 Prozent. Dass Lugner nun im Herbst ein drittes Mal (erstmals 1998, knapp 10 %) antritt, ist nicht anzunehmen. Mit Außenseiter-Kandidaturen ist aber durchaus zu rechnen – neben dem Kandidaten (der Kandidatin) der FPÖ, die ja schon länger angekündigt hat, jemanden gegen Alexander Van der Bellen ins Rennen zu schicken.
Für die FPÖ ist der Hofburgwahlkampf ein teures, aber lohnendes Vergnügen: Im Rennen selbst praktisch chancenlos, hat sie die Chance, ihre Themen mit entsprechender medialer Resonanz zu spielen und sich als „einzige Antisystempartei“ zu positionieren (da ja die anderen Van der Bellen mehr oder weniger unterstützen). Die Herausforderung wird darin bestehen, diese „Antisystem“-Nummer nicht so zu übertreiben, dass man VdB-kritische Wähler aus dem bürgerlichen Lager vor den Kopf stößt. In dem Maße, wie das gelingt, könnte der FP-Kandidat deutlich mehr als das blaue Wählerpotenzial abschöpfen. Zur Erinnerung: Norbert Hofer kam 2016 im ersten Wahlgang mit 35 Prozent auf Platz eins, unterlag im zweiten (aufgehobenen) Wahlgang VdB ganz knapp mit 49,7 und kam schlussendlich noch immer auf 46,2 Prozent. Das beste Wahlergebnis der FPÖ in ihrer Geschichte bei NR-Wahlen lag demgegenüber bei knapp 27 Prozent, derzeit liegt sie bei plus/minus 20 Prozent.
Und sonst? Marco Pogo von der Bierpartei – als Arzt und Musiker, der vor einem Konzert auch schon selbst Corona-Impfungen verabreicht hat – steht woanders als die Kickl-FPÖ, wird aber über den Zählkandidatenstatus nicht hinauskommen. Etwas bessere Chancen könnte der Ex-FPÖ/BZÖ-Politiker Gerald Grosz haben, der durch Auftritte im Privat-TV und als Youtuber sein Publikum hat. Ob noch weitere Kandidaten à la Ude, Karl Nowak (1998, 1,9 %) oder Rudolf Gehring (2010, 5,4 %) dazukommen, bleibt abzuwarten.
Ebenso, was VdB aus seiner zweiten Amtszeit macht: Überrascht er uns mit Seiten, die wir noch nicht kennen?
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