Die fabelhafte Welt der Einzelkämpfer

Es gibt immer mehr Zwitterwesen zwischen Arbeitgeber und -nehmer: Das wird auch die Politik verändern.
Martina Salomon

Martina Salomon

Wie wunderbar einfach war doch die bisherige Arbeitswelt: Hier die Arbeitnehmer, dort die Arbeitgeber mit ihren jeweiligen politischen Vertretungen. Dazwischen ein tiefer Graben. Doch diese Grenze verschwimmt. Mittlerweile zählt man 350.000 sogenannte EPU (Ein-Personen-Unternehmen), und täglich werden es mehr. Viele wählen diese Form nicht freiwillig, sondern weil sie versteckte Arbeitslose und Scheinselbstständige sind. Ganz oft bedeutet EPU Prekariat. Fixes Gehalt, Urlaubsgarantie, Kündigungsschutz, Abfertigung gibt es nicht. Dafür Freiheit, Selbstverwirklichung und Selbstverantwortung – und auch die Möglichkeit, als Firma zu wachsen und profitabel zu werden. Abgesehen davon drängt einen niemand mit 50 plus in die Pension.

Die „Lebensanstellung“ dürfte Geschichte sein. Künftig wird man nur mehr in Ausnahmefällen von der Lehre bis zum Ruhestand im selben Arbeitsplatz verharren. Junge pendeln schon jetzt häufiger und selbstverständlicher als ihre Eltern zwischen angestellten und selbstständigen Arbeitsverhältnissen. Ganz normal in einer flexiblen Gesellschaft. Ziemlich sicher wird das auch die Politik verändern. Denn Menschen, die beide Seiten der Arbeitswelt kennen, haben kein Interesse am alten Klassenkampf, sondern wollen handfeste Reformen, etwa Abbau bürokratischer Schikanen.

Dass die SPÖ schon im vergangenen Nationalratswahlkampf (zumindest vorübergehend) um die „Unternehmer“-Gruppe der EPU buhlte, zeigt, dass sich die scharfen politischen Gegensätze aufzulösen beginnen. Das ist im Grunde auch eine gute Nachricht: Denn der neue Pragmatismus, der in der Arbeitswelt herrscht, kann ruhig auch in die Politik einziehen. Und mehr Unternehmergeist ist für das Land insgesamt gut.

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