Der stille Triumph des Johannes Rauch

Die derzeitigen Testergebnisse spiegeln nur einen Teil des Infektionsgeschehens wider.
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hat sich im Herbst vom Corona-Alarmismus nicht anstecken lassen. Die Entwicklung gibt ihm im Nachhinein recht.
Martin Gebhart

Martin Gebhart

Der Virologe Christian Drosten ist in Deutschland das wissenschaftliche Gesicht zu Corona. Seine Einschätzungen haben in den vergangenen drei Jahren den Umgang mit dem Virus bestimmt. Deswegen hat es auch Gewicht, wenn jetzt gerade er die Pandemie für beendet erklärt.

In Österreich sind die Wissenschafter noch zurückhaltender, auch wenn die meisten von ihnen mit dieser Entwicklung rechnen. Einem Mann jedenfalls beschert die Ansage von Drosten einen stillen Triumph: Gesundheitsminister Johannes Rauch. Der Grünen-Politiker war schon im Sommer trotz des üblichen Corona-Alarmismus, trotz der verschiedensten Warnungen aus der Wissenschaft, trotz des politischen Drucks – vor allem aus der Bundeshauptstadt Wien – ruhig geblieben und hatte auf neue, zusätzliche Einschränkungen verzichtet. Sein Weg führte in Richtung Eigenverantwortung, obwohl er wusste, wie schwierig das in Österreich ist.

Um das alles besser einordnen zu können, ist eine Rückblende in den März des heurigen Jahres notwendig. Da war Johannes Rauch auf den glücklosen Quereinsteiger Wolfgang Mückstein gefolgt. Am Tag seiner Angelobung wurde er im ORF von Moderator Armin Wolf sofort mit der Impfpflicht konfrontiert. Und weil Rauch dazu noch keine klaren Antworten geben konnte, drohte Wolf damals sogar mit dem Abbruch des Interviews. Für so manchen Beobachter reichte das, um festzustellen, dass auch Rauch den Schleudersitz an der Spitze des Gesundheitsministeriums politisch nicht überleben wird. Der Vorarlberger zog dennoch sein Programm durch. Die Impfpflicht trat nicht in Kraft, die Corona-Einschränkungen wurden gelockert und die scharfen Quarantäne-Bestimmungen aufgehoben. Wofür er sogar eine Rüge seiner Ehefrau, der SPÖ-Landesvorsitzenden im Ländle, einstecken musste.

Seine Kritiker hatten im Frühjahr schnell eine Erklärung parat, warum er dem Ganzen nicht gewachsen sei: Die Wiener Bühne sei für einen Landespolitiker aus dem kleinen Vorarlberg ganz einfach zu groß. Das war ein vorschnelles und auch dummes Urteil. Höchstwahrscheinlich war es gerade die Erfahrung von Rauch in der Landespolitik, wo man näher an der Bevölkerung agieren muss als im ersten Bezirk in Wien, die ihn mit all den Problemen pragmatischer und ein wenig abgeklärter umgehen lässt. Jedenfalls hat er sich in den vergangenen Monaten zu einer Stütze dieser türkis-grünen Bundesregierung gemausert. Nicht nur wegen seines Umgangs mit Corona, sondern auch wegen seiner neuen Ansätze im Pflegebereich.

Wenn er seine bisherige Konsequenz beibehält, dann kann das ein Hoffnungsschimmer für den notwendigen Umbau des Gesundheitssystems sein.

Der stille Triumph des Johannes Rauch

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