Der Kunde ist König?

Wer am vergangenen XXL-Weihnachtswochenende sein Geschäft aufsperrte, hat jetzt ein Problem.
Martina Salomon

Martina Salomon

Die Feiertagsruhe ist die letzte christliche wie gewerkschaftliche Bastion.

von Dr. Martina Salomon

über die Sonntagsöffnung

Es ist geschafft! Wer über Weihnachten größere Familienrunden zu verköstigen hatte, musste heuer gleich für dreieinhalb (Fest-)Tage vorausplanen. Denn so lange blieben die Geschäfte geschlossen. Und das ist auch gut so, findet die Gewerkschaft. Deshalb hat sie Anzeige gegen drei Salzburger ADEG-Großmärkte eingebracht, die es gewagt hatten, kundenorientiert am Sonntag, den 27. Dezember, von 7 bis 13 Uhr aufzusperren. Das sei "unlauterer Wettbewerb", empörte sich der Regionalgeschäftsführer der GPA-djp, "wir erwarten Höchststrafen". Da sind wir ja wirklich froh, dass den Gewerkschaftern nie der Blick fürs Wesentliche verloren geht! In einem Land, wo sich zwar 62 Prozent (Tendenz: abnehmend) zur katholischen Kirche bekennen, von denen aber nur noch ein Zehntel regelmäßig zur Sonntagsmesse geht, ist die Feiertagsruhe die letzte christliche wie gewerkschaftliche Bastion.

Allerdings könnte man glauben, dass es bei demnächst 500.000 Arbeitslosen eine Überlegung wert wäre, ob Sonntagsöffnung in Österreich nicht doch neue Jobs bringen könnte. Dass der Bedarf da ist, zeigen die Bäckereien: Am Sonntag stellen sich die Kunden in langen Schlangen für frisches Brot an. Die vergessene Butter muss man dann in Bahnhöfen oder Tankstellen teuer erstehen. Oder beim Türken ums Eck. Der hat die Unternehmermentalität und die Findigkeit, die vielen "eingeborenen" Österreichern fehlt, denen man erfolgreich eingeredet hat, dass Arbeit Ausbeutung, Kündigungsschutz überlebensnotwendig und sechs Urlaubswochen ein Menschenrecht sind.

Der Geschäftsführer der ADEG-Großmärkte beteuerte übrigens, es sei ihm nur um Dienstleistung an diesem extralangen Wochenende gegangen (logisch: das Bekenntnis, Geschäft machen zu wollen, ist in Österreich durchaus verpönt). Der Kunde ist König? Mag sein. Hierzulande meinen Gewerkschaftsfunktionäre: "Wir sind Kaiser."

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