Der Bischof, ich und die manipulierte Digitaluhr in der Sakristei

Der Bischof, ich und die manipulierte Digitaluhr in der Sakristei
Erinnerung an eine Ministranten-Karriere, die nur 90-Minuten andauerte. Und warum selbst kleine Schritte in der Kirche oft viele Jahre dauern.
Johannes Weichhart

Johannes Weichhart

Zu Ostern erinnere ich mich manchmal an meine Ministranten-Karriere zurück, die summa summarum 90 Minuten gedauert hat. Ich wurde einmal von Kurt Krenn auserwählt, um ihn in der Wallfahrtskirche Maria Langegg in Niederösterreich durch die Messe zu begleiten. Niemals zuvor und nie wieder danach war ich Ministrant, damals musste ich aus Personalmangel aushelfen, weibliche Messdiener hatte der wuchtige St. Pöltner Bischof ja stets verachtet. Ich half sozusagen im Pfusch aus und stellte mir dabei die Frage, warum nicht auch ein Mädchen die Bischofsmütze hätte halten können. Das Thema erledigte sich Jahre später, als im Priesterseminar geschmust wurde und Kinderpornos aufgetaucht waren. Krenn trat zurück, die Frauen hervor. Mittlerweile gibt es laut einer Studie übrigens einen weiblichen Überhang bei den Ministranten. Leider zeigt das Beispiel auch, dass selbst kleine Schritte in der Kirche oft viele Jahre dauern.

Timing ist alles

Zu dem Thema fällt mir noch die Geschichte eines Bekannten ein, der als Kind ebenfalls im Altarraum diente. Bevor sein Vorgesetzter, also der Pfarrer, vor die Gläubigen schritt, legte er beim Anziehen des Messgewandes immer seine Digitaluhr ab. Diesen Moment nutzte der Ministrant aus, um bei der Uhr den Alarm einzustellen. Dieser soll nicht nur einmal immer dann pünktlich losgegangen sein, als der Priester den Kelch emporhob. Weil er das Ding selbst nicht abschalten konnte, zog sich der Pfarrer fluchend in die Sakristei zurück, um kurze Zeit später dann doch einen Ministranten zu bitten, das Gepiepse abzudrehen. Ob dem Gottesmann der Streich jemals bewusst wurde, weiß ich nicht. Jedenfalls hatte er größten Respekt vor seinen Ministranten.

Frohe Ostern!

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