Der absurde Streit um Kulturförderung
Man kann gar nicht genug in jenen Bereich investieren, in dem Österreich immer noch Weltklasse ist.
Urlaubszeit. Viele Österreicher sind auf Reisen. Zum Glück auch einige Politiker. Früher einmal, zu Zeiten Bruno Kreiskys, wurden sie aus einem falsch verstandenen Patriotismus heraus kritisiert, wenn sie die Ferien im Ausland verbrachten. Heute kann man ihnen nur raten, in andere Länder zu fahren, um den Horizont zu erweitern und zu erkennen, dass ein Großteil der tagespolitischen Debatten schon jenseits von Tarvis niemanden mehr interessiert. Vielleicht fällt manchen dort auch auf, wofür Österreich in der Welt wirklich steht. Wahrscheinlich weniger für eine brillante Performance der Regierung oder des Fußball-Nationalteams. Sicher aber für seine kulturellen Leistungen.
Ja, einer der wenigen Bereiche, in denen Österreich immer noch Weltrang hat, sind Kunst und Kultur. Vor allem klassische Musik. Dass sich Conchita Wurst kurzfristig in die erste Reihe katapultiert hat, ist bemerkenswert, wird aber durch interne (Polit-)Debatten rund um die Austragung des Song Contests gleich wieder relativiert.
Sobald es um Kultur geht, wird jedoch neuerdings in erster Linie übers Geld gesprochen. Das ist der größte Schaden der Affäre Hartmann am Burgtheater: Dass man sich zwingend mehr mit Großmannssucht und Verschwendung beschäftigen muss als mit künstlerischen Leistungen. Und dass der Neid in der Öffentlichkeit, aber auch unter den Kulturinstitutionen geschürt wurde. Man missgönnt den Institutionen eine solche Unterstützung durch Steuergelder. Der Streit um Kulturförderung entspringt jedoch einer absurden, falschen Haltung.
Sparen am falschen Platz
In Österreich werden zwischen 0,7 und 0,8 Prozent des BIP für Kulturförderung ausgegeben. Vor einigen Jahren war es noch ein Prozent. Das prozentuelle Schrumpfen ist fatal. Wann gibt es endlich eine große Verwaltungsreform, damit wieder mehr Geld für Bildung und Kultur frei wird? Nehmen wir als Beispiel die Salzburger Festspiele: Diese zahlen nachweislich mehr an Abgaben, als sie an öffentlicher Förderung bekommen. Von der Umwegrentabilität ganz zu schweigen. Auch die Bundestheater bringen sogar ökonomisch mehr, als sie kosten.
Das soll nicht bedeuten, dass nicht eine Professionalisierung auch in unternehmerischer Hinsicht nötig wäre. Man könnte Bereiche wie Lohnverrechnung, Buchhaltung oder Beschaffung aller nötigen Mittel wieder zusammenlegen. Aber offenbar breitet sich auch im Theaterbereich eine Art Föderalismus aus.
Kulturminister Josef Ostermayer ist durchaus willens, weiterhin durchzugreifen und sich dessen bewusst, dass es bald mehr Geld geben muss. Bald schon aber werden Lippenbekenntnisse nicht ausreichen.
Ein Problem im Kulturbereich ist auch, dass es sich um ein Ideologieressort handelt, bei dem politische Zurufe hierzulande geradezu unvermeidlich sind. Insofern kann man nur hoffen, dass die anstehenden Personalbestellungen – vom Burgtheaterdirektor bis zum Holdingchef – nach Qualitätskriterien erfolgen.
Sozusagen unösterreichisch.
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