Das war’s, bis zum nächsten Frauentag

Warum wir uns nicht zu verstecken brauchen und vielleicht bald ein Kindertag wichtiger wäre.
Martina Salomon

Martina Salomon

Jedes Jahr wieder diskutieren wir in der KURIER-Redaktionskonferenz: Ist es nicht schrecklich abgedroschen, dem Frauentag Teile unserer Berichterstattung zu widmen? Das Ergebnis ist danach fast immer dasselbe: Wie in vielen anderen Medien auch blicken dann viele Frauengesichter aus der Zeitung, während an allen anderen Tagen im Jahr eher die Männerköpfe dominieren. Parallel dazu gibt es zahllose Werbe-Aussendungen von Firmen und Institutionen, die erzählen, wie großartig weiblich sie sind (das war’s dann, bis zum nächsten Frauentag halt).

Der KURIER muss sich da übrigens nicht verstecken: 45 Prozent unserer Führungsmann/frauschaft sind weiblich, in keiner anderen überregionalen Tageszeitung steht eine Frau an der Spitze. In einer angeblich so fortschrittlichen Branche müssten es viel mehr sein. Aber wie überall scheinen die (Old-)Boys-Netzwerke noch immer dichter geknüpft zu sein.

Erfahrungsgemäß sind Frauen selbstkritischer und drängen vielleicht auch weniger an die Spitze, weil der Wind dort rauer ist. Und klar, Kinder hemmen die Karriere, mittlerweile aber auch die von Männern. Die Geschlechterrollen lösen sich in privilegierten Kreisen etwas auf, was durchaus Verunsicherung erzeugt. Gleichzeitig kehrt das Patriarchat in der Hardcore-Version durch muslimische Zuwanderung zurück. Es gibt also nicht das eine Frauenproblem.

Dass man für die Karriere (oder sogar für die Umwelt, wie uns eine Buchautorin jüngst weismachen wollte) auf Kinder verzichten sollte, ist aber kompletter Schmarrn. Sollten wir tatsächlich eine so inhumane Gesellschaft geworden sein, dann müsste in Zukunft statt des Frauentags der Weltkindertag groß gefeiert werden: Der ist übrigens am 20. November.

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