Was auch immer politisch gesagt wird – es hat mit Corona zu tun oder wird dahingehend interpretiert. Ergreift die Regierung harte Maßnahmen, finden viele das falsch. Ergreift sie zu milde, ist es auch nicht recht. Jede Wortmeldung wird auf ihren viralen Gehalt hin massengetestet.
Auch die Opposition arbeitet sich ausschließlich am Virus ab – für den freiheitlichen Ex-Innenminister scheint Corona die einzige Profilierungsmöglichkeit in Richtung Leugnerschaft zu sein. Und wenn sich die SPÖ-Parteichefin den türkisen Machthabern annähert, kann das nur mit dem Virus zu tun haben.
Ähnlich verhält es sich bei Wirtschaft, Kultur und im Sport: Jede Nachricht ist direkt oder indirekt mit Corona verknüpft. Auf regionaler Ebene – siehe impfgierige Bürgermeister – entkommt man dem Virus sowieso nicht. Vermutlich bestimmt es bereits das Wetter. Der Speiseplan ist wegen geschlossener Lokale schon lange Corona-determiniert.
Nun ist es freilich logisch, dass sämtliche Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Gefahr loszuwerden. Und dass der Fokus auf die Bekämpfung eher stärker denn geringer werden dürfte. Aber nach so vielen Monaten und in Anbetracht immer neuer Hiobsbotschaften, die nicht auf ein rasches Ende der Pandemie hindeuten, wäre es so wichtig, sich stets auch vor Augen zu führen, dass es ein Leben nach und vor allem neben Corona gibt. Ja, es existiert Schönes da draußen vor den eigenen Wänden. Und auch innerhalb läuft der Alltag vieler Menschen zu 90 Prozent Corona-frei ab. Sie schauen der Krise im Fernsehen zu wie einem Skirennen oder entfliehen ihr Richtung Streamingportale. Corona ist höchstbedrohlich, aber es kann nicht alles zunichtemachen.
Womit wir auch bei der Verantwortung der Medien wären, wo eine Entwicklung beschleunigt wurde, die immer schon da war: dass sich bad news besser verkaufen. Der Algorithmus in den Köpfen der Menschen – und speziell in jenen der Journalisten, so viel Selbstkritik muss sein – hat voll zugeschlagen und Negativismus, Pessimismus, Angst ins Zentrum gerückt, mancherorts vielleicht mehr als nötig.
Was es nun gegen diese Abwärtsspirale bräuchte:
Mehr Optimismus, konstruktive Zugänge, Lösungsvorschläge – und virenfreie Zonen. Politisch, medial, gesellschaftlich.
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