Das Graue Haus als Streikbrecher

Ricardo Peyerl

Ricardo Peyerl

Das " Landl" als "Straf-Fabrik" prägt seine Richter, ohne viel Austausch zuzulassen.

von Ricardo Peyerl

über die Proteste der Richter

Die Wahrscheinlichkeit, in Wien in U-Haft zu kommen, ist drei Mal so hoch wie in Innsbruck. Das Risiko, zu einer Haftstrafe verdonnert zu werden, ist drei Mal so groß. Und während in Wien 30 Prozent aller Häftlinge ihre Strafe bis zum letzten Tag absitzen, geht in Innsbruck jeder zweite vorzeitig heim.

Man diskutiert über dieses Ost-West-Gefälle seit Jahrzehnten. Aber eines muss man den 80 Richtern im größten Strafgericht Österreichs lassen: Sie sind auch zu sich selbst hart. Während die Innsbrucker Richter aus Protest gegen Gehaltskürzungen 80 Prozent aller Verhandlungen absagten, wurde im Grauen Haus in Wien (und anderswo im Osten) munter verhandelt. Nicht nur in den vom "Streik" ausgenommenen Haftsachen wie im Kremser Terrorprozess. Dass die Wiener Richter hier wie dort gegen den Strom schwimmen, führen Kriminalsoziologen auf die Größe des Gerichts zurück. Das "Landl" als "Straf-Fabrik" prägt seine Richter, ohne viel Austausch zuzulassen. Vielleicht sehen die Hauptstädter aber Gehaltseinbußen von durchschnittlich neun Euro im Monat auch gelassener.

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