Corona-Rekordzahlen: Es wird Zeit zu handeln

Corona-Rekordzahlen: Es wird Zeit zu handeln
Tägliche neue Höchststände, kaum mehr funktionierendes Contact-Tracing, katastrophale Zustände in anderen Ländern: Regierung, es wird Zeit, was zu tun.
Richard Grasl

Richard Grasl

Die Zahl schockiert: 1.747* neue Infektionsfälle von Freitag auf Samstag. Auch wenn beschwichtigt wird, dass es zu Nachmeldungen für die letzten beiden Tagen kam - seit Donnerstag wurden im Schnitt mehr als 1.300 Menschen täglich positiv getestet. Das ist zu viel - viel zu viel. (* siehe Anmerkung am Ende des Kommentars)

Auf Deutschland umgerechnet wären das 15.000 Fälle pro Tag, doch dort hat man schon bei unter 5.000 Fällen täglich schärfere Maßnahmen ergriffen. Der so wichtige 7-Tages-Infektionswert liegt in Gesamt-Österreich schon bei knapp 100, in Deutschland wurde die Schwelle für zu ergreifende Maßnahmen zuletzt auf 35 gesenkt. In Wien und Tirol liegt er bei weit über 100.

Noch gibt es in Bezug auf das Gesundheitssystem keinen Grund zur Panik, doch wie rasch es bei Spitalsbetten bei einer exponentiellen Ausbreitung eng werden kann, zeigt das Beispiel Tschechiens. Die Regierung bittet dort tschechische Ärzte im Ausland nach Hause zu kommen, um zu helfen, das Militär errichtet in den Prager Messehallen ein riesiges Notlazarett.

Österreichs Regierung wurde in der ersten Corona-Welle dafür gelobt, rascher als andere Länder gehandelt zu haben, was die Infektionszahlen niedriger als anderswo gehalten hat. Auch die Zahl der Toten war in Österreich deutlich niedriger als in vielen anderen europäischen Ländern. Jetzt ist der Eindruck ein deutlich anderer. Ein neuer kompletter Lockdown wird nicht nötig sein, Verschärfungen bei Versammlungen, Maskenpflicht und in Pflegeheimen sind aber wohl unausweichlich. Und das zurecht als Wunderwaffe genannte Contact-Tracing funktioniert in einigen Teilen des Landes nicht mehr, wie zuletzt der Fall eines "Zeit im Bild"-Redakteurs gezeit hat, der - obwohl corona-positiv - tagelang von den Behörden nicht kontaktiert wurde. Diese Fälle gibt es wohl zigfach und unbekannterweise in ganz Österreich. Und nun braucht man jetzt auf Wahltermine auch nicht mehr Rücksicht zu nehmen. Es ist Zeit zu handeln.


(*) Anmerkung 14:49 Uhr: Die anfangs kommunizierte Zahl von 2.317 Neuinfektionen hat sich als falsch erwiesen, darum die Korrektur. Die ursprüngliche Zahl für Wien von mehr als 800 Neuinfektionen in der Bundeshauptstadt werden vom Wiener Gesundheitsstadtrat Hacker auf 599 Neuinfektionen revidiert. Offenbar gab es bei der Erfassung technische Probleme. Die tatsächlichen Infektionszahlen sind daher noch mit Vorsicht zu genießen.

 

 

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