Kontaktbeschränkungen, Angst, Hilflosigkeit, Kontrollverlust über das eigene Leben – wer glaubt, dass diese psychische Belastung die Menschheit nicht auch langfristig beschäftigen wird, ist naiv. Weltweit zeigen Studien, dass insbesondere Kinder und Jugendliche seither vermehrt unter Depressionen leiden, unter Gereiztheit, unter Zukunftssorgen. Die Daten gibt es.
Aber wo bleiben die Konzepte, daran etwas zu ändern? Und auch die Bildung hat massiv gelitten. Bei Schülern, deren Eltern einen geringen Bildungsabschluss bzw. beruflichen Status haben, orteten 78 Prozent der bei einer Studie der Uni Wien befragten Lehrer eine schlechtere oder sogar deutlich schlechtere schulische Entwicklung als vor der Corona-Pandemie.
Auch bei nicht sozioökonomisch benachteiligten Schülern gaben 40 Prozent an, einen Leistungsabfall zu bemerken. Auch diese Zahlen gibt es. Und jetzt? Verschwinden sie unbeachtet im Äther? Wie oft wurde während der Pandemiezeit darauf hingewiesen, dass man Kindern und Jugendlichen sehr (oder auch zu) viel abverlangt hat und sie im Gegenzug
nicht genug Beachtung bekommen haben. Jetzt wäre es Zeit, das nachzuholen.
Das ist aber nicht das einzige Thema, das mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Da ist etwa die Frage, was passiert, wenn wir mit einer weiteren Pandemie konfrontiert werden. Wie sehr hat man aus den vergangenen Jahren gelernt? Hat man das überhaupt? Die Bundesregierung hat jedenfalls angekündigt, bis Ende des Jahres die Ergebnisse eines „Covid-19-Aufarbeitungsprozesses“ zu präsentieren. Hoffentlich sind diese gehaltvoll – und beinhalten nicht nur die ewig gleichen Plattitüden wie das berühmte „Gräben zuschütten“, das schon so oft bemüht wurde.
In einer Zeit, die von multiplen Krisen überschattet ist, ist es notwendiger als je zuvor, dass Politikerinnen und Politiker dafür sorgen, dass die Bevölkerung wieder daran glauben kann, dass die Regierenden – und auch Wissenschafter – wissen, was sie tun und vor allem willig sind, aus (teils nachvollziehbaren) Fehlern zu lernen.
Die Corona-Pandemie ist vorbei. Die Arbeit fängt jetzt aber erst an.
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