Vergangene Woche wurde Selenskij vom Europaparlament in Brüssel mit Standing Ovations begrüßt. Es wurde mehrfach betont, dass die Zukunft der Ukraine in der Europäischen Union liege. Und natürlich war auch wieder von Waffenlieferungen die Rede, sogar von Kampfjets. Die Bilder von Shakehands mit Spitzenpolitikern gingen um die Welt. Ebenso wie jene mit King Charles III, bei dessen Audienz es wohl auch um Unterstützung für die Ukraine und nicht um Tee und Scones ging.
In der Nacht auf Montag wurde nun ein Statement von Selenskij, das er für die National Football League gehalten hatte, im ausverkauften Stadion in Glendale bei Phoenix eingespielt. Und wieder gab es riesigen Applaus für den ehemaligen Schauspieler, der natürlich genau weiß, dass der Super Bowl die weltgrößte einzelne Sportveranstaltung ist.
Krieg war immer schon ein Fall für Propagandamaschinen. Spätestens seit 1991, seit den Bombardements des Irak durch die USA, ist das Fernsehen der wichtigste Distributor. Selenskijs Auftritte sind also als Akt der Gegenwehr und für ideologische wie militärische Unterstützung klug gewählt. Dennoch hinterlassen die westlichen Reaktionen einen äußerst bitteren Beigeschmack. Da wird einem Kriegshelden gehuldigt, er wird mit Waffen ausgestattet und soll damit westliche Werte verteidigen. Wer mehr Geld hat, lässt wesentlich Ärmere für sich kämpfen. Und falls die Ukraine (hoffentlich!) am Ende gewinnt, werden einander auch die Damen und Herren in der EU und in den USA auf die Schultern klopfen. Was aber, wenn sie verliert?
All das zeigt jedenfalls, dass Putins Wording, gegen den ganzen Westen zu kämpfen, nicht völlig fern der Realität ist. Jede Pro-Putin-Haltung ist trotzdem falsch. Aber von Seiten der EU oder der USA wäre es von Anbeginn wichtiger gewesen, über Publicity hinaus auch an Lösungen zu arbeiten statt bei jeder Gelegenheit die Claqueure für Selenskij zu geben.
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