CDU und SPD im freien Fall: Ein deutsches Paradoxon
Das Ergebnis der Bayern-Wahl vor zwei Wochen wäre für Angela Merkel noch kein Grund zur Besorgnis gewesen: Der eine Koalitionspartner, die renitente CSU, vom absoluten Thron gestürzt, der andere, die SPD, auf die Hälfte gedemütigt, damit hätte die Kanzlerin leben können.
Das Ergebnis der gestrigen Wahl in Hessen dagegen hat eine katastrophale Symbolkraft: Die Verluste von je rund elf Prozentpunkten für CDU und SPD stehen symptomatisch für den freien Fall, in dem sich die Partner in Berlin befinden. Letzte Umfrage: 26 Prozent, gemeinsam = gerade jeder vierte (!) Deutsche wählt eine der beiden Regierungsparteien. Während die Grünen nicht nur in Bayern und Hessen zu einer Art neuer Volkspartei werden.
Nein, vermutlich werden die inhaltlich und personell devastierten Sozialdemokraten auch jetzt nicht aus der Groko aussteigen (wohin denn?). Auch wenn die Frage noch lauter gestellt werden wird, was sie in dieser von Beginn weg ambitionslosen Verbindung eigentlich zu suchen hatten.
Und ja, in der CDU werden einige die Parteichefin und Kanzlerin nach der gestrigen Klatsche, wie man dort sagt, wieder in Frage stellen, aber die Partei wird Angela Merkel wohl nicht in die Wüste schicken. Dazu sind die Alternativen zu ihr und zur Koalition zu unklar, dazu sind ihre Meriten zu groß – der Abgang müsste anders aussehen.
So muss Deutschland eine der blühendsten Perioden seiner Geschichte mit einer der angeschlagensten Regierungen aller Zeiten durchleben. Mit einer „Regierung ratlos“. Ein Paradoxon.
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