Brauchen wir wirklich noch Bargeld?

Brauchen wir wirklich noch Bargeld?
Das wachsende Onlineshopping lässt das Bezahlen mit Scheinen und Münzen schrumpfen. Was für und was gegen Bargeldzahlungen spricht.

Ornella Wächter

Diana Dauer

Diana Dauer

PRO

Für den Verbleib von Bargeld zu sein, hat nichts mit Sentimentalität zu tun. Auch, wenn das von Bargeld-Gegnern gern behauptet wird. Nein – für Bargeld zu sein heißt, dass einem die Kontrolle über die eigenen Finanzen wichtig ist und dass man seine Privatsphäre als schützenswert erachtet. Ein stark umkämpftes Gut in einer digitalisierten Welt.

Dabei schrumpft dieser höchstpersönliche Bereich ohnehin immer weiter. In Deutschland muss man sich bei einer Barzahlung über 10.000 Euro ausweisen. In Österreich noch nicht – Bargeldzahlungen sind damit geprägter Datenschutz. Kein Kreditinstitut, keine Versicherung kann nachvollziehen, was, wo und um wie viel gekauft wurde. Wer hingegen ständig mit Karte zahlt, hinterlässt bei jeder Transaktion Spuren und generiert dabei Daten.

Was wir wissen ist, dass diese Daten gesammelt werden. Was wir nicht wissen ist, wofür. Noch schlimmer wäre, wenn sie gestohlen werden. Wer mit Bargeld zahlt, hat ein besseres Gespür für seine Ausgaben und ist unabhängiger. Karten setzen eine technische Infrastruktur mit Internetverbindung voraus. Ärgerlich, wenn man in einer Region ist, wo es das nicht gibt, oder?

Ornella Wächter Die Autorin ist Redakteurin der Beilage Job & Business.

Brauchen wir wirklich noch Bargeld?

CONTRA

Innovation zeichnet sich in allen Aspekten des Lebens ab: Digitalisierung ist überall. Und sie ist kein Teufelswerk. Das vergangene Jahr hat gezeigt, wie schnell das Unvorstellbare möglich ist. Warum also sollten wir der Digitalisierung gerade  beim Bezahlen Grenzen setzen? Bargeld als Zahlungsmittel ist ohnehin in den Hintergrund gerückt, ein krampfhaftes daran festhalten, bringt uns nicht weiter.

Argumente des Datenschutzes sollten zwar sehr ernstgenommen. Aber wer sich auf Sozialen Netzwerken tummelt, alle Cookies auf Webseiten akzeptiert und Rabattkarten beim Einkaufen nutzt, bei der Kartenzahlung aber die Grenze zieht, tut seinem Argument keinen Gefallen. Das Vorreiterland Schweden setzt Instant-Pay-Lösungen schon längst ein.

Hier wird vom Eisbecher bis zur Spende an Obdachlose oder in der Kirche  alles bargeldlos erledigt, angeblich wird seither sogar mehr gespendet. Schweden hat uns 1661 die Banknote beschert, nun zeigen sie, wohin der Weg führt. Vielleicht wäre ein Blick in den Norden für Herr und Frau Österreicher gut.  Innovationsbereitschaft täte Österreich gut. Wir bezahlen unser Brot schließlich auch nicht mehr mit Nutzvieh.     

Diana Dauer Die Autorin ist Redakteurin der Beilage Job & Business.

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