Ein berührendes, ein hilfloses Solidaritätszeichen, während gleichzeitig die russische Panzerwalze auf Kiew zurollt, ein AKW beschossen wird und ein Gespräch zwischen französischem und russischem Staatschef ergebnislos bleibt. Mehr an „Waffenarsenal“ hat Europa nicht gegen einen mit Atomraketen aufgerüsteten, skrupellosen Diktator aufzubieten. Die Ukrainer sind todesmutig und dennoch auf verlorenem Posten gegen die russische Übermacht. Und was dann? Die einzige verbliebene Hoffnung scheint ein Neutralitätsstatus für die Ukraine, wenn es dafür nicht schon zu spät ist. Die NATO kann sich nicht militärisch einschalten, denn dann wäre wohl die letzte rote Linie zu einem Weltkrieg überschritten.
Doch der „Sieg“ wird ein Pyrrhussieg für Russland: Es steht als Kriegsverbrechernation isoliert in der Welt da (in der UNO-Generalversammlung gerade noch von Weißrussland, Nordkorea, Eritrea, Syrien unterstützt) – auch künstlerisch, sportlich, wissenschaftlich abgeschnitten. Der Rubel ist im freien Fall, die Inflation steigend, die Wirtschaft taumelt wohl bald in die Krise. Und die russische Armee wird wahrscheinlich durch einen Guerillakrieg in der Ukraine zermürbt. Auch wenn sich Putin von EU und NATO bedrängt fühlen mochte, hat er doch – völlig sinnlos – ein „Brudervolk“ zum Feind gemacht, mit Tausenden Toten auf beiden Seiten. Wozu dieser Irrsinn?
Dass in dieser Situation noch „Putin-Versteher“ an die österreichischen Redaktionen schreiben (nicht selten sind es die, die kürzlich noch gegen das Impfen wetterten), mag verstehen, wer will.
Dieser Krieg hat all unsere Sorgen hier im Westen schlagartig relativiert und wohl auch manche Blickwinkel verändert. Es wird zu Aufrüstung und einer neuen Sicht auf die Atomenergie führen. Europa, speziell Österreich, muss sich schnellstmöglich aus seiner Energieabhängigkeit von Russland befreien. Unsere Träume von einer gewaltfreien Welt sind geplatzt. Dennoch ist es wichtig, starke Zeichen für den Frieden zu setzen. Auch wenn sie derzeit ohnmächtig wirken mögen, erreichen sie vielleicht durch die russische Zensur hindurch Putins Volk. An den mutigen Russinnen und Russen, die schon jetzt zu Tausenden auf die Straße gehen und die nicht die Feinde der freien Welt sind, wird es liegen, sich gegen den Kriegsherrn aufzulehnen. Putin hat schon verloren, er ahnt es, das macht ihn brandgefährlich.
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