Botschafter einer versinkenden Welt

Wenn Khol und Hundstorfer nicht in die Stichwahl kommen, können sie sich bei ihren Parteien bedanken.
Martina Salomon

Martina Salomon

Khol und Hundstorfer könnten einem fast leid tun.

von Dr. Martina Salomon

über das Zerbröseln von Rot und Schwarz

Das Zerbröseln der beiden einstigen Großparteien schreitet munter voran. Wobei die ÖVP in Sachen Selbstbeschädigung als klarer Champion aus diesem zweifelhaften Wettbewerb hervorgeht. Da quält sich die Kanzlerpartei von Werner Faymann mit ihrer 180-Grad-Wende in der Asylpolitik ab und kriegt Teile der Wiener Partei nicht in den Griff. Glück im Unglück für die SPÖ: ein Koalitionspartner, der die Aufmerksamkeit wieder einmal auf die eigenen Befindlichkeiten lenkt. Erwin Pröll möchte seine Land/Bund-Rochade bitteschön nicht von der erwarteten Niederlage des VP-Hofburg-Kandidaten überschattet wissen. Daher drückte er das dem Bundesparteichef schon 14 Tage vorher aufs Aug und schwächt damit Khol und Mitterlehner. Starke Leistung!

Wer hätte erwartet, dass diese Wahl ein so grelles Schlaglicht auf den bejammernswerten Zustand von Rot und Schwarz werfen wird? Ihre Kandidaten werden wahrscheinlich nicht in die zweite Runde der Präsidentschaftswahl kommen, obwohl sie die Kernschichten hinter sich hätten: Gewerkschaften (Hundstorfer) und Senioren (Khol). Doch deren Kampagnenfähigkeit reicht vielleicht nicht einmal mehr gegen Amateure aus.

Einen Bonus hat, wer als unparteilich gilt (weshalb mit Van der Bellen selbst ein Ex-Parteichef auf Distanz zu "seiner" grünen Partei geht) oder das "Establishment" angreift, wie die FPÖ. Der blaue Verlegenheitskandidat Hofer könnte in die Stichwahl kommen. Hauptmotiv der FPÖ-Wähler: die Flüchtlingskrise, die niemand in den Griff zu kriegen scheint. Ab dem Wiener Landesparteitag am Samstag wird voraussichtlich wieder der Zickzack-Asyl-Kurs der SPÖ im Vordergrund stehen.

Khol und Hundstorfer könnten einem fast leid tun. Sie sind Botschafter einer versinkenden Welt.

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