Der Ukraine-Krieg beschleunigte das. Österreich musste sich wie andere EU-Staaten eilig vom Russen-Gas unabhängiger machen. Das Nachfrage-Hoch trieb die Weltmarktpreise. Alle kauften gleichzeitig zum Höchstpreis ein – in guter Absicht: Man wollte kalte Wohnungen im Winter und gedrosselte Industrieproduktion vermeiden. Gleichzeitig stieg das Bewusstsein für die Energiewende: eine gute Sache, die aber zunächst riesige Investitionen kostet.
Der Schock des russischen Angriffs führte uns auch andere Abhängigkeiten (etwa von China) vor Augen. Mit der neuen „Diversifizierung“ – von Globalisierungsgegnern immer schon gewünscht – werden Einkäufe und Produktionen nicht mehr nur dorthin verlagert, wo es am billigsten ist. Das war bisher Garant günstiger Konsumentenpreise.
Logischerweise hat auch das (zu späte) Ende des billigen Geldes durch die EZB die Inflation bewusst angeheizt. Denn niedrigste Zinsen haben Aktien- und Immobiliengeschäfte begünstigt, oder, um die Kritiker zu zitieren: „Reiche noch reicher gemacht“. Nun entweicht die Luft aus der Immobilienblase. Hausgemachte Preistreiber kommen dazu: etwa die hohen Gehaltsabschlüsse sowie steigende Gebühren. Das macht das Schnitzel beim Wirten teurer (auch wenn es nicht nur hier sicher auch unverschämte Trittbrettfahrer gibt). Setzt das Gasthaus im Sinne des Guten zusätzlich auf Regionales, muss der Kunde noch tiefer in die Tasche greifen: Da geht es nicht nur um Bio, sondern zum Beispiel um allgemein höhere Tierwohlstandards.
Die Inflation wird auch durch das Füllhorn an Förderungen angeheizt, das die Regierung ausschüttet – und damit zudeckt, dass das Leben nicht mehr so billig wird wie zuvor. Bisher sind die Bürger aber erstaunlich wenig beeindruckt von der Teuerung. Es gibt keinen Run auf Vollzeit- statt Teilzeitjobs, Lokale sind deutlich häufiger ausgebucht als früher, und Autobahnen wie Flughäfen sind bei jedem verlängerten Wochenende übervoll. (Apropos: Was ist eigentlich aus der „Flugscham“ geworden?) Vielleicht tanzen wir Europäer gerade wieder einmal auf dem Vulkan – jammernd, aber nach wie vor tanzend.
Kommentare