Die einfache Rechnung für Sotschi

Leichte Wahl: Andre Lakos und Thomas Vanek sind für Manny Viveiros Stützen des Teams
In einem Monat beginnt für Österreich das olympische Eishockey-Turnier. Hintergründe über die Spielerauswahl von Teamchef Manny Viveiros.
Peter Karlik

Peter Karlik

Wen hätte Viveiros nicht nominieren sollen?

von Peter Karlik

über das Eishockey-Team in Sotschi

Sechs Spieler, die im Februar 2013 sensationell die Olympia-Qualifikation gegen Deutschland geschafft haben, sind nicht im Olympia-Kader. Teamchef Manny Viveiros musste dafür heftige Kritik einstecken. Zu Recht?

Eine einfache Plus-Minus-Rechnung sollte aber klar machen, dass es zu Enttäuschungen kommen musste. Im Vergleich zum Qualifikationsturnier kommen für Sotschi die sechs unverzichtbaren Spieler Thomas Vanek, Michael Grabner (beide NY Islanders), Brian Lebler (Linz), Oliver Setzinger (Lausanne), Raphael Herburger (Biel) und Thomas Pöck (KAC) dazu. Jeder kann sich ausrechnen, wen er zu Hause lassen würde. Bei allem Respekt vor den Leistungen der Ausgebooteten: Diskutiert wird derzeit über Dritt- und Viert-Linienspieler und über den dritten Tormann, der bei Olympia maximal im Training auf das Eis wird dürfen und sonst Tribünengast bei anderen Bewerben sein wird. Dass KAC-Ersatzgoalie Fabian Weinhandl dafür die bessere Wahl als Deutschland-Legionär Mathias Lange ist, muss Viveiros verantworten. Aber es wird egal sein. Ich behaupte: Weinhandl wäre auch im Kader, wenn er noch bei den Vienna Capitals spielen würde. Warum? Weil er bei seinen bisherigen Einsätzen im Nationalteam gute Leistungen zeigte. Dass er nach seinem Wechsel im vergangenen Sommer zum KAC, wo Viveiros Sportdirektor ist, ein schlechterer Tormann sei, ist nicht nachzuvollziehen.

Die Stars sind gefordert

Die spielentscheidenden Aktionen werden von den Stars der Österreicher gezeigt werden müssen. Es wird gegen Finnland, Kanada und Norwegen nicht viele Chancen geben. Die Leistungsträger werden sie mit einem hohen Prozentsatz verwerten müssen. Sonst wird Österreich keine Chance haben. Dass die Mannschaft vom Trainerteam gut eingestellt wird und in der Defensive organisiert spielen kann, hat sie nicht nur in der Olympia-Qualifikation gezeigt, sondern auch bei der A-WM in Helsinki mit Siegen gegen Lettland und die Slowakei.

Der Vorwurf

Ein Vorwurf meinerseits an Viveiros war die Nicht-Berücksichtigung von Andreas Nödl. Der Wiener mit der Erfahrung von fast 200 NHL-Spielen ist nur auf der Ersatz-Liste und dürfte der erste sein, der im Fall einer Verletzung eines Nominierten nachrückt. Selbst Nödls damaliger Trainer bei Philadelphia, Peter Laviolette, schwärmte 2011 von der Verlässlichkeit des Stürmers: „Ich kann ihn bei einer knappen Führung bedenkenlos in der letzten Spielminute bringen.“ Nödl war bekannt dafür, kaum Fehler zu machen. Einfache Fehler brachten die Österreicher in den letzten Jahren oft um gute Resultate. Nödl hätte meiner Ansicht nach statt Matthias Iberer von Linz ins Team gehört.

Ohne Viveiros aus der Verantwortung nehmen zu wollen, aber bei der Auswahl der Spieler war er nicht alleine. Die Teamführung kontaktierte die Klubtrainer, die zum Teil von ihren eigenen Spielern abrieten, wie auch Klubs, bei denen mancher ein erfolgloses Try-out absolviert hatte. Und dass Spieler für ihre Leistung im Februar 2013 mit den Olympischen Spielen 2014 belohnt werden sollten, klingt romantisch.

Journalisten, die jetzt ihnen nahe stehende Spieler in den Olympia-Kader hineinreklamieren, könnten eine kleine Recherche über so manche Personalfrage anstellen. Die Antworten würden sie überraschen.

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