Die Sex-Kolumne im Weblog: Seriös & bös.

Seriöser Single gesucht, heißt es halt so in Kontaktbörsen. Aber was genau hat dieses seriös zu bedeuten? Und vor allem: Wollen Frauen wirklich ausschließlich Männer vom Typus handzahm, folgsam, stets zu Diensten?
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Oder haben böse Buben vielleicht doch die besseren Karten - vor allem, wenn es um Sex geht?

Der Archetypus des "seriösen Singles" geistert überall dort herum, wo seriöse Singlebörsen scheinbar seriös für ihre Seriosität werben: "Seriöser Single gesucht? Bei uns sind Sie richtig! Wählen Sie aus 48.300 Mitgliedern." Aber, bitteschön, was ist und kann so ein "seriöser Single" überhaupt? Ist das einer, der beim Essen nicht patzt, sein Geld auf einem Postsparkassensparbuch mit dem Losungswort "Großmutti" parkt und volle Staubsaugerbeutel auch ohne unterstützenden weiblichen Handjob austauschen kann? So einer, der morgens die Betten ausschüttelt und noch niemals in New York war, ohne zuvor die Verfassung der Vereinigten Staaten auswendig gelernt zu haben? Und freilich: Sind mit dem Begriff "seriöse Singles" auch Frauen gemeint? Was angenommen werden müsste, gibt es das Wort "Singlin" ja nicht. Wohl deshalb müsste es geschlechtsspezifisch prägnant heißen: "seriöse weibliche und männliche Singles." Ist aber sowieso überflüssig. Denn wenn es um die in Fragestellung von Liebesseriosität geht, denken eh alle automatisch nur an Männer. Das Weibsvolk scheint, was die Ernsthaftigkeit punkto Partnersuche betrifft, moralisch intakt. Männern hingegen haftet das ewige Lumpenimage an - ob sie nun Betten ausschütteln oder nicht, weil: Irgendwas ist bei denen immer - vor allem eine Linke! Womit sich der Kreis schließt: Kann ein männlicher Single seriös sein? Soll er es denn auch? Jetzt wird's spannend: Sind Frauen, im Grunde ihres Herzens überhaupt an so einem interessiert? Ich behaupte: nein, nicht wirklich. Erst vor Kurzem verfolgte ich zu diesem Thema, sozusagen unter Freunden, eine interessante Diskussion: Was brauchen/wollen Frauen - den Piraten oder doch lieber Puh, den Bären? Ausgelöst wurde dies durch die Aussage eines, so weit mir bekannt, rundum seriösen Nicht-Singles, dem G, der sich als Solitär in einer Frauenrunde zu folgender Aussage hinreißen ließ: "Frauen wollen keine lieben Männer. Das sagen sie nur. In Wahrheit wollen sie die großen, bösen Wölfe." Bumm, da war was los. Aber! Ich pflichte G bei, bedingt halt. Ich sage, dass Frauen diesbezüglich in Dolby-Surround-Dimensionen denken. Da muss All-Inklusive her, heißt: Sie wollen einen, der weiß, wo es die flaumigste Daune für Babybetten zu kaufen gibt. Und einen, der ihr dann im Daunengeschäft zuraunt, wie supi es jetzt nicht wäre, könne sie ihm nachher im Auto schnell mal einen blasen. Das ergibt eine Mischung aus Kuschel und Kick, aus Begehrt- und Beschütztwerden. Weibsvolk sehnt sich nach Piraten mit dem Herzen eines Puh-Bären und: Puh-Bären mit dem Ego eines Piraten. Dorothy Parker, Schriftstellerin, formulierte das so: "Ich verlange nur drei Dinge von einem Mann. Er muss attraktiv, rücksichtslos und dumm sein." So schlicht, so unseriös - erschlagt mich jetzt bitte. Aber abgesehen von dem "dumm": So ist es. Also führt die Suche nach dem "Seriösen" ins Reich des Absurden. Denn kaum serviert so einer handgemachte Vollwert-Schnittchen ans Bett, wollen wir dann doch lieber den, der meint, es wäre okay, die Dinger möglichst schmutzig zu vernaschen. So ist das mit uns. Ein bissel kompliziert, aber auch ein bissel schön.

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