Die FREIZEIT-Sexkolumne im Weblog: Okay, dann halt nicht.

Die FREIZEIT-Sexkolumne im Weblog: Okay, dann halt nicht.
Rund um den Globus drückten und fummelten Liebende – auf der Suche nach dem ultimativen Lustareal, das als G-Punkt in die Geschichte eingehen sollte.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Laut Wissenschaft ist jetzt Schluss mit lustig – alles nur Wunschdenken oder aber: Einbildung. Und was jetzt?

Lange genug gefummelt - London Calling: Dort, an der Themse nämlich, haben Forscher des Kings College vor Kurzem einen Mythos entzaubert: Der G-Punkt existiert doch nicht. Die Kernaussage aus der bisher größten Studie zum Thema: Einbildung sei er nur. Eine subjektive Idee. Wunschdenken. Neben so tragenden Erkenntnissen im Stile von Korkenzieher-Penis stört Enten bei der Paarung oder japanische Forscher züchten durchsichtige Goldfische ist das für manche wohl die Meldung des Neujahrs. Schluss mit lustig: All das mühsame, jahrelange, akribische - ja, auch wütende Gesuche soll umsonst gewesen sein? Ein bissel gehen mir die Sex-Forscher mit ihrem Auf- und Entdeckergedrängle auf den Geist. Erst die totale Euphorie, samt Aufruf, den weiblichen Unterleib neu zu definieren - und zu entdecken. Suchet und findet den Wunderpunkt, der's ab-so-lut bringen soll, Leute. Wo das Paradies zwischen den beiden Großzehen sogar per Ultraschall nachgewiesen wurde! Bald lernten wir aus Magazinen und so gut wie jedem Erotik-Ratgeber, dass ohne die vaginale Tour de force gar nix mehr geht. Wir zwirbelten, wir drückten, rieben und bohrlten, dass die Becken rotierten (oder auch nicht). Da, nein da - hm, irgendwo muss es doch sein, das Hügelchen, das Frauen wie F-16- Bomber gen siebten Himmel jagt. Heerscharen von Herren und Damen machten sich auf zur globalen Fingerlübung. Guckguck, hallo: Ist da was? Männer wurden gedemütigt und zu Handkoffern erklärt, weil sie nicht fanden, was ihre Gespielinnen davor in stundenlanger Selbsterkundung auch nicht entdecken konnten. Stattdessen kommt's nun von der Expertenfront: nada. Kann man vergessen. Punktekampf abgesagt. Also was jetzt? Tja, so ist's, wenn man dem Diktat folgt und nicht einfach nur tut, wonach einem die Sinne stehen. Neue Sex-Erkenntnisse sind - zweifellos - wichtig, um die genitale Spaßgesellschaft zu (re)animieren. Je mehr der Mensch über seinen Körper weiß, desto mehr Bewusstsein ist drin. Das Spektrum der Möglichkeiten erweitert sich. Aber unter Druck sollte sich dabei keiner setzen lassen. Etwas krampfhaft und unbedingt finden zu wollen, kann ja nur schief gehen. Wer schon einmal probiert hat, sich einen Orgasmus vorzunehmen, weiß, was ich meine. Noch schlimmer, wenn Frauen - mangels G-Punkt-Erfahrung, denken, sie seien da unten unvollständig. Viel wichtiger ist es doch, mit dem Körper gelassen und neugierig umzugehen. Spielerisch, genau! Expedition Unterleib: Irgendetwas, bitteschön - neu oder halt nicht neu - gibt es immer zu fühlen. G-Punkt hin, G-Punkt her - das Experiment mit dem vaginalen Halligalli sollte sich trotzdem keiner entgehen lassen. Aber unter einer anderen Prämisse: Bohren Sie, probieren Sie, spüren Sie - abseits medizinischer Befunde und anatomischer Landkarten. Hauptsache: locker, gelassen, entspannt. Sicher ist: Keine Muschi gleicht der anderen - mit dem Empfinden, mit der Lust ist es ebenso. So gesehen kann der G-Punkt eh überall sein. Sogar im Kopf.

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