Wer ist hier alt?

Fragt man heute einen 16-Jährigen nach einem "Pager", bekommt man als Antwort eine gerunzelte Stirn.
Andrea Hlinka

Andrea Hlinka

Ich hatte als Kind eine Brieffreundin aus Vorarlberg. Sehnsüchtig habe ich auf die Briefe gewartet und mich dann, als endlich einer eintrudelte, gefreut wie eine Schneekönigin. Ich habe die Briefe verschlungen.

Mit 16 bekam ich einen Pager. Er war schwarz, von Motorola und unfassbar cool - obwohl die Technik ziemlich umständlich war: Man bekam eine Nachricht, musste dann zu einem Telefon, rief eine Nummer an, sagte einer wildfremden Person am anderen Ende der Leitung "Schreiben Sie bitte: Ich bin so in Dich verliebt - Danke!", und wartete auf eine Antwort. Oft ewig und drei Tage. Fragt man heute einen 16-Jährigen nach einem "Pager", bekommt man als Antwort eine gerunzelte Stirn, hochgezogenen Augenbrauen und ein: "Bitte Was?" - Ich habe es probiert, es ist frustrierend. In einer Minute altert man um gefühlte 15 Jahre. Zwei US-Professoren erstellen seit 1998 einen jährlichen Bericht, die "Mindset List", über das Weltbild der nachfolgenden Generation: Die US-Studienanfänger 2010 halten etwa eMails für langsam, kennen Fergie nur als Sängerin der Band "Black Eyed Peas" und Clint Eastwood als Regisseur, aber nicht als Darsteller von "Dirty Harry". Die Liste zeigt also, wie schnell sich das Weltbild ändert und welche Themen die nach 1992-Geborenen beschäftigen. Und sie zeigt, dass man leider älter ist, als man sich fühlt. Das Gute an dieser Liste? Man redet und lacht über die alten Zeiten - im Büro, mit Freunden und der Familie. Und vielleicht schreibe ich heute noch meiner Brieffreundin. Die Adresse habe ich nicht mehr. Ich könnte sie aber auf Facebook suchen.

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