Das Vermächtnis von Bush junior
Der texanische Sport spielte eine entscheidende Rolle beim Werdegang von George W. Bush.
Eine Fahrt durch den US-Bundesstaat Texas, in dem das österreichische Territorium bequem acht Mal ein Auskommen findet, hinterlässt viele Eindrücke: Von kaum – und wenn doch, dann wenig sorgsam – berührten Landstrichen; von absurd großen Supermärkten und beschämend kleinen Behausungen am Straßenrand; von einem Sieg, der eine Niederlage war.
Danksagungen zieren ganze Wohnviertel. Danksagungen für 57 Prozent der Bewohner. So viele Texaner haben letzte Woche bei der US-Präsidentschaftswahl für Mitt Romney gestimmt. 57 Prozent, das ist in einem Kernland der Republikanischen Partei ein mageres Ergebnis. Vor acht Jahren, bei seiner Wiederwahl, konnte George W. Bush noch mehr als sechs von zehn Texanern für sich gewinnen. Was das auf den Sportseiten verloren hat? Nichts auf den ersten Blick, außer, dass sich Bush als texanischer Gouverneur joggend in Austin fit gehalten hat. Nun wird es interessant.
Denn der texanische Sport spielt eine entscheidende Rolle beim Werdegang von George W. Bush, der als 43. Präsident der USA die Welt so nachhaltig verändert hat, wie nur wenige seiner Vorgänger. Beim Baseball-Team der Texas Rangers war Bush ab 1988 Miteigentümer, Manager und mit Freude bei der Sache. Und zwar mit so viel, dass er 1992 das Amt des Chefs der gesamten Liga in Erwägung zog. Es mangelte nur an Unterstützern, weshalb sich Bush bald vom Sport ab- und der Politik zuwandte.
Der Rest ist weltpolitische Geschichte. Wie die Welt heute wohl aussehen würde, hätten sich für Baseball-Fan George bloß ein paar Wohlgesinnte gefunden? Michael Moore wäre lediglich ein dicker Besserwisser anstatt ein millionenschwerer Systemkritiker.
Die Formel 1 würde am Sonntag wohl nicht in Texas kreisen. Der mächtige Sport-Manager Bush hätte es zu verhindern gewusst, dass „sein“ Bundesstaat eine 230 Millionen Dollar schwere Haftung übernimmt für einen Sport, der von Engländern und Franzosen geprägt wurde und seit über einem Jahrzehnt von Deutschen dominiert wird.
philipp.albrechtsberger @kurier.at
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