Ja, wir hatten einst Kaiserin Maria Theresia, aber das ganz große Vorzeigeland in Sachen Gleichberechtigung ist Österreich wirklich nicht. Worin ist die Republik eigentlich richtig gut? Gott sei Dank in ganz vielen Bereichen.
Touristisch zählt unser Land zur Weltspitze. Leider gehen wir mit unserem in aller Welt bewunderten landschaftlichen und architektonischen Erbe oft nachlässig, ja geradezu fahrlässig um. Die planlose Zersiedelung und der „architektonische“ Offenbarungseid weiter Landstriche sprechen dem Satz der Bundeshymne „Volk, begnadet für das Schöne“ Hohn. Für eine allfällige schwarz/türkis-grüne Koalition böte sich hier ein weites Feld der Betätigung, wo sich ideologische Schnittmengen finden ließen.
Arbeitnehmer haben eine außerordentlich hohe Produktivität, aber es wurden in den vergangenen Jahren viele leistungsfeindliche Anreize gesetzt. Das ist gefährlich, bringt es doch nicht nur Firmen unter Druck, sondern damit auch das dicht geknüpfte Sozialnetz. Der Wirtschaftsstandort wurde einmal als „abgesandelt“ bezeichnet – ein Ausdruck, der eher auf Teile des Bildungssystems zutrifft. Viel zu viele Schüler erreichen die Bildungsziele nicht mehr, sind nicht fit fürs Berufsleben. Unternehmen haben alle Hände voll zu tun, um Wissens- und Motivationslücken junger Mitarbeiter zu schließen.
Dabei gilt unser duales Bildungssystem (betriebliche Lehre und Schule) als Vorbild. Bei den Berufsweltmeisterschaften wurde Österreich heuer mit seinen Lehrlingen wieder bestes europäisches Land und kam weltweit auf Platz sieben! Die nächste Koalition muss diesen Schatz hüten und Maßnahmen setzen, um die Lehre aufzuwerten.
Für ausländische Arbeitnehmer gilt Österreich zwar nicht als besonders cooler Ort, aber als einer mit höchster Lebensqualität, funktionierender Bürokratie und der beruhigenden Gewissheit einer vergleichsweise guten öffentlichen Infrastruktur.
Österreich gehört außerdem zu den reichsten Ländern der Welt. Ein Gradmesser dafür ist die Reiselust seiner Einwohner: Wir geben laut Eurostat EU-weit nach den Luxemburgern das meiste Geld für den Urlaub aus.
Österreich ist ein multikulturelles Land, aber oft eher unfreiwillig. Der hohe Zuwanderungsdruck aus armen Ländern mit vor-aufklärerischen religiösen Traditionen bringt letztlich auch unser emanzipatorisches Modell unter Druck. Dieses hat Frauen und auch Menschen anderer sexueller Orientierung Freiheiten gebracht, die wir nie mehr verlieren dürfen. Auch nicht durch falsch verstandene Toleranz gegenüber intoleranten Kulturen.
Die neue Regierung hat also in vielerlei Hinsicht ein hohes Niveau zu verteidigen. Egal, ob Männer oder Frauen das Sagen haben. Der Hermes-Wirtschaftspreis (u. a. durch den KURIER vergeben, siehe Seite 32) für das Lebenswerk ging heuer übrigens erstmals an eine Frau: Elisabeth Gürtler. Sie hat bei der Verleihung einen wahren Satz gesagt: „Es gehört auch dazu, Ja zu sagen, wenn man eine Chance bekommt.“ Stimmt. Frauen, ergreift Chancen und seid auch nicht wehleidig! Denn je weiter oben, desto rauer weht der Wind. Bei Frauen gelegentlich noch heftiger, als bei Männern. Aktuell kann eine gewisse Pamela Rendi-Wagner ein Lied davon singen.
Wird die Welt durch mehr Frauen in Führungspositionen besser? Jein. Auf ihre Talente zu verzichten, wäre dumm, und Diversität (in jeder Hinsicht) in Teams bringt bessere Ergebnisse. Für jede Firma, und auch für ein Land. Eine Selbstverständlichkeit, die wir nie vergessen sollten. Den Text der Bundeshymne hat übrigens eine Frau geschrieben.
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