Wehrpflicht, so schaut's aus!

Immer gegen die Deutschen!
20 Erfahrungen, die ich beim Österreichischen Bundesheer gemacht habe. Und warum sie keinen Einfluss auf meine Entscheidung haben.
Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Ich habe gelernt, dass man sich nicht an eine Mauer lehnen muss, weil "die Kaserne steht auch ohne Ihre Unterstützung seit über hundert Jahren".

Ich habe gelernt, wie ich nach 50 Liegestützen mit verbunden Augen ein StG77 auseinanderbauen und wieder zusammensetzen kann.

Ich habe gelernt, dass ich mich beim Kommando "Atomdetonation auf drei Uhr" nach rechts auf die Erde hauen muss.

Ich habe gelernt, dass ich meinem Kollegen, Schütze Arsch, der nach einem tiefwinterlichen Napalm-Angriff brennt, mit Schlamm bedecken muss, um die Flammen zu ersticken.

Ich habe gelernt, dass man nach 35 Kilometer Hatscherei mit dem schweren Marschgepäck (35 kg?) beim Befehl "Marscherleichterung" die Kappe abnehmen darf.

Ich habe gelernt, dass ich nach einem strafweisem Treppenhaus-Sprint mit der Sauerstoffmaske (Gummizutz) "für das Vaterland die Kapillargefäße erweitert" habe.

Ich habe gelernt, dass ich auch die Sohlen für den schweren Feldschuh II putzen muss, ohne die Frage stellen zu dürfen, wieviel Schikane ein österreichischer Soldat vertragen sollte.

Ich habe gelernt, wie ich Unterleiberln Kante an Kante im Spind schlichten kann.

Ich habe gelernt, wie ich den Lauf eines StG58 vier Mal hintereinander reinigen kann, ohne dass Zugführer und Oberwachtmeister Zufriedenheit erkennen lassen.

Ich habe gelernt, dass es Vorgesetzte als Mutter aller Witze erachten, mir als Wachhabenden im Schützengraben bei minus 21 Grad das Codewort " Hitzewelle" zu übermitteln.

"Alaaaaaaarm!"

Ich habe gelernt, dass ich nach einem zehnstündigen Alpinmarsch kein Recht auf Nahrung habe, weil "die gibt`s im Gebirgskrieg a net immer."

Ich habe gelernt, dass ich als Grenzschutz-Soldat zur Belohnung für die Frage "Ab wievielen gefangenen Rumänen bekomme ich eine Tapferkeitsmedaille?" an meinen freien Tagen zum Häuslputzdienst eingeteilt werde.

Ich habe gelernt, dass ich im Zuge eines mehrtägigen "G`fechtlers" tonnenweise Bitterschokolade in mich hineinstopfen muss, um mir die Sitzung am Donnerbalken zu ersparen.

Ich habe gelernt, dass ich bei einer Strategiebesprechung zur Einnahme einer niederösterreichischen Kleingemeinde mittels Häuserkampf keinen Lachanfall bekommen darf.

Ich habe gelernt, dass ich mein Gewehr während des Wasserlassens nicht an einen Baum lehnen darf, sondern "am Mann" tragen muss, weil "die Waffe ist Ihr Frau".

Ich habe gelernt, stundenlanges Exerzieren im Kasernenhof nicht vorlaut als "sinnentleerte Bewegungstherapie" zu beurteilen, weil sonst alle außer mir nach Dienst Richtung Zuhause wegtreten dürfen.

Ich habe gelernt, dass der Oberarm beim Salutieren nicht im Neunzig-Grad-Winkel vom Oberkörper weggestreckt wird, weil "wir san ja net bei die Ameriganer".

Ich habe gelernt, dass ein Mann, der mir um drei Uhr Früh aus 30 Zentimetern Entfernung "Alaaaaaaarm!" ins Ohr brüllt, nur das Beste für die Landesverteidigung will, und da gehört mein Tiefschlaf nicht dazu.

Ich habe gelernt, dass Kameradschaft in erster Linie daraus besteht, gemeinsam durch dick und dünn die Goschen zu halten.

Ich habe gelernt, dass alternierend eine Truppenübung, das Bedienen eines Überschweren Maschinengewehrs, das Robben durch Geröll, das Führen einer Gruppe oder das Leben in einer Jäger-Kompanie "nix für Lulus" ist.

 

Sinnfrage

Und so kann ich behaupten, mir nie in meinem Leben öfter die Sinnfrage gestellt zu haben als in meinen Kriegspielen-Monaten beim Österreichischen Bundesheer. Folglich hielte ich ein Berufsheer mit gezielter statt flächendeckender Ausbildung für zweckdienlicher.

Nur: Ich fürchte (der aktuellen Diskussion folgend), dass der Katastrophenschutz und parallel dazu der Sozialdienst durch Zivildiener in einem solchen Fall nie mehr die Quantität und Qualität wie derzeit haben würden. Deshalb kenne ich bis auf Widerruf meine Antwort bei der Volksbefragung.

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