Spanien - eh klar!

Pirlo? Im Finale zeigte Xavi, wer der wahre Top-Architekt in dieser Fußballwelt ist
Wer auf einen anderen Europameister tippte, hat von Fußball keine Ahnung.
Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Das KURIER-Tippspiel zur EURO wurde für mich zum Desaster. Egal. Denn ich habe auf den richtigen Europameister gesetzt. Und das ist mir am wichtigsten. Weil ich seit jeher ein Liebhaber Spaniens und dessen Fußball bin.

Aber im Unterschied zum EM-Titel 2008 und zum WM-Titel 2010 mischt sich diesmal auch Genugtuung in meine Gefühlswelt. Denn drei Wochen lang haben mir die Experten um mich herum erklärt, warum es meine Spanier eher nicht schaffen würden, ein drittes Mal hintereinander zu triumphieren. Meine Einwürfe, es könnte auch diesmal keinen anderen Sieger geben, wurden milde belächelt. Die Argumente der Skeptiker:

So viel Unsinn

Da war zum Ersten die allgemeine Depression im Land. Die wirtschaftliche Notsituation würde sich auch auf die Stimmung der Fußballer niederschlagen - Unsinn.

Da war zum Zweiten die fehlende Motivation. Wer zuletzt so viel gewonnen hat, dem fehlen im Vergleich zu den hungrigen Nationen wie Italien oder Deutschland die letzten zehn Prozent Wille. Satte Stars also - Unsinn.

Da war zum Dritten die nicht vorhandene menschliche Harmonie im Team. Denn die Mehrzahl der Spieler ist beim FC Barcelona und bei Real Madrid engagiert. Und wer in einer Saison in zahlreichen Duellen eine immer intensiver werdende Rivalität auslebt, kann em Ende nicht zu einer verschworenen Gemeinschaft werden - Unsinn.

Da war zum Vierten die Tragik, dass die größte Führungspersönlichkeit der Spanier (Puyol) und der wichtigste Stürmer (Villa) aus Verletzungsgründen fehlten. Solche Ausfälle könne auch ein Weltmeister kaum verkraften - Unsinn.

Machtdemonstration

Und da war zu guter Letzt die permanente Diskussion wegen des spanischen Spielstils. Plötzlich waren die phänomenalen technischen Fähigkeiten des Ballbesitzes "fad, unspektakulär, nicht effizient." Plötzlich waren sich alle einig, dass die anderen Nationen das spanische System längst zu entzaubern beginnen. Plötzlich vernahm ich (speziell aus Deutschland), dass die Dominanz gebrochen und die Gegner auf Augenhöhe wären.

Und noch einmal: Unsinn. Unsinn. Unsinn.

Keine Mannschaft hat mehr Tore geschossen (13). Keine Mannschaft hat weniger Tore kassiert (1). Und keine Mannschaft konnte so eindrucksvoll beweisen, welche Genialität in ihr steckt, wie es die Spanier im Finale taten. Die Italiener verzichteten attraktiverweise auf die gegen Spanien übliche Mauer-Strategie und wurden dafür gnadenlos bestraft.

Es ergab sich eine einzigartige Interpretation des Begriffs "Spiel". Ein Kombinationsfuror in einer eigenen Liga. Eine Machtdemonstration der Spanier.

Wer das nicht erkennt, hat vom Fußball keine Ahnung.

 

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