Casinos-Debatte: Man nennt es Proporz

Martina Salomon
Der Aufruhr rund um die Casinos-Bestellung ist scheinheilig und wirft auch kein gutes Licht auf die Justiz.
Martina Salomon

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Journalisten leben oft von Indiskretionen, manche Affäre würde ansonsten nie ans Tageslicht kommen. Angesichts der anonymen Anzeige rund um die Casinos Austria bekommt man trotzdem auch als Journalist Bauchweh. Wenn sich die Novomatic mit der Zustimmung zu FPÖ-Mann Sidlo als Casinos-Vorstand Vorteile bei der in Zukunft anstehenden Vergabe von Lizenzen erkaufen wollte, dann ist das strafrechtlich natürlich relevant. (Apropos: Was sagt Eva Glawischnig dazu?) Aber solange das nicht bewiesen ist, sollte der Datenschutz auch für Beschuldigte gelten. Wie oft sind anonyme Anzeigen im Sand verlaufen – können aber berufliche und private Existenzen von Menschen ruinieren, weil sie monatelang am Pranger stehen. Für die Politik gilt quasi immer die Schuldvermutung. Langfristig wird es daher noch schwieriger werden, geeignetes Personal dafür zu finden.

Derzeit finden Nachrichten der beschlagnahmten Mobiltelefone schneller den Weg in die Medien, als Betroffene selbst informiert werden. Das wirft ein problematisches Licht auf die Justiz und die beteiligten Anwälte, die Akteneinsicht haben.

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