Trügerische Stille auf der Balkanroute

Funkstille: Das Auffanglager ist bis auf Weiteres geschlossen
Uwe Mauch

Uwe Mauch

Blog Nr. 1160: Der Schnee knirscht unter den Schuhen, ab und zu ist das Krächzen eines Raben zu hören oder das Brummen eines Wagens, der vom slowenischen Grenzort Dobova in den kroatischen Grenzort Harmica fährt. Oder vice versa. Trügerische Stille am Ortsrand. Kein Mensch ist in dem Auffanglager der Republik Slowenien gleich neben der internationalen Bahnstrecke zu sehen. Kein Flüchtling. Kein Uniformierter. Kein Helfer. Doch die Bilder gehen einem nicht aus dem Kopf: Dobova war noch im Vorjahr ein Hotspot auf der so genannten Balkanroute. Hier wurden täglich Menschen eingeschleust und dann hinter Zäunen, Gittern und Stacheldrähten wie Gefangene gehalten.

Ihr Dobova ist dicht, für den Moment

Seit knapp einem Jahr herrscht hier Funkstille. Selten fährt ein Polizeiauto vorbei. Die Wege auf der Balkan-Route sind inzwischen andere, sind weit verzweigt: Die Schlepper haben andere Schlupflöcher erschlossen. Österreichs Behörden schicken indes immer mehr Flüchtlinge mit dem Flugzeug zurück auf den Balkan. Und die Saat der Krawallmacher ist voll aufgegangen: Es gibt wieder Menschen in den reichsten Ländern der Welt, die haben ihr fixfertiges Feindbild. Die Menschen in Dobova interessiert das nur am Rande. Ihr Dobova wird weiterhin mit Stacheldraht vor dem EU-Nachbarn Kroatien gesichert. Ihr Dobova ist dicht, für den Moment.

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