Lost ground: Es war einmal ... Fußball

Durch die Maschen: Wo zuletzt der Fußball rollte, wird künftig gewohnt
Uwe Mauch

Uwe Mauch

Wieder wird ein Fußballplatz geopfert, um an seiner Statt ein Wohnbauprojekt zu realisieren.

von Mag. Uwe Mauch

über einen Lost Ground

Blog Nr. 1189: Zutritt bereits verboten! Und es wächst auch kein Gras mehr drüber, sondern schon zentimeterhoch Unkraut. Wieder wird in Wien ein Fußballplatz geopfert, um an seiner Statt ein Wohnbauprojekt zu realisieren. Dieses Mal ist es auch ein Stück von mir. Er war unser Trainingsplatz, auf dem wir uns auf die Meisterschafsspiele der 1. Klasse B und der Unterliga B (so hieß das damals) vorbereitet haben. Ich stehe vor der verschlossenen Tür in Floridsdorf, und plötzlich tauchen sie wieder auf: Der Nagy-Günther, der seinen wuchtigen Schüssen in Richtung Kreuzeck nachrief „Den kaunn ea ned hoidn“. Der Hilgert-Reini, der seine Mitspieler beim Training ebenso wenig verschonte wie seine Gegensspieler beim Match am Samstag. Der Wawi, unser Trainer, der seine Hose und sein Sakko in der Kabine sorgsam wie ein englischer Sir behandelte. Mein Onkel, der baumlange Hans, der sich beim Training in unsere Schüsse warf, als stünde er im WM-Finale, und doch öfter als ihm lieb war die Kugel aus dem Netz klauben musste. Der Sumper-Wolferl, ein Kärntner, der mit seinem Schmäh selbst dem gestrengen Trainer ein wenig Milde abrang. Der Retzky, der seinen Jagertee nur mit wenig Wasser trank. Auch der eine oder andere, der bereits verstorben ist. Was aber bleibt, das ist diese schöne Erinnerung. An eine Zeit, in der noch alles machbar schien.

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