Gustav Klimt: Schönbrunner Landschaft
Schönbrunn spielte im Leben des Gewohnheitsmenschen Gustav Klimt eine wichtige Rolle: Jeden Morgen spazierte er von seiner Wohnung in der Westbahnstraße 36 in den barocken Park des Schlosses, wo er in der "Meierei Tivoli" ein Frühstück zu sich nahm, Briefe schrieb und Unterhaltungen mit einer Runde von Freunden pflegte. 1912 übersiedelte Klimt schließlich in sein Atelier in der Feldmühlgasse in Hietzing unweit des Parks. Es sollte also nicht verwundern, dass der Wiener Jugendstil-Gigant den Garten von Schönbrunn auch malte.
Das Bild "Schönbrunner Landschaft", auf eine Entstehungszeit zwischen 1914 und 1916 datiert, ist laut dem Klimt-Experten Tobias Natter das einzige Landschaftsgemälde des Malers, das ein Motiv aus seiner Heimatstadt Wien zeigt. Das Bild, das den Blick vom (damals offenbar überwucherten) Neptunbrunnen in Richtung des heutigen Zoo-Eingangs zeigt, hat alle Merkmale eines reifen Klimt-Werks: Das quadratische Format (110 mal 110 cm), die Auflösung von Natureindrücken in ein buntes Flirren von Farben, die klare, rasterhafte Komposition, der Verzicht auf räumliche Tiefe zugunsten einer flächigen, strahlenden Bildwirkung.
Man würde ein solches Bild, das mit seinen Wasserreflexionen an bekannte Werke wie "Schoss Kammer am Attersee III" aus dem Belvedere erinnert, in einem großen Museum vermuten - tatsächlich befindet es sich in Privatbesitz in der Steiermark. Der Großvater des heutigen Besitzers hatte es direkt von Klimt gekauft. Wie aus von Natter zitierten Aufzeichnungen hervorgeht, verlangte Klimt damals (1917) 8000 Kronen; er war später bereit, einen zehnprozentigen Nachlass zu gewähren und ein paar Zeichnungen "draufzulegen".
Von Donnerstag (dem 18.9.) bis zum Sonntag, den 21.9. war die "Schönbrunner Landschaft" in der Wiener Dependance von Christie's zu sehen - laut Werkverzeichnis die erste öffentliche Ausstellung seit dem Jahr 2002/'03. Der Ableger des internationalen Auktionshauses feierte mit einer kleinen Schau sein 50-jähriges Bestehen und möchte seinen Kundinnen und Kunden, den österreichischen Sammlern, Reverenz erweisen. "Man wundert sich, was es österreichischen Sammlungen alles gibt", sagt Angela Baillou, Geschäftsführerin von Christie's Wien, im KURIER-Gespräch.
Auch wenn die Auktionshäuser gewiss gern einige dieser Preziosen auf Versteigerungen sähen, signalisierte die aktuelle Schau nicht, dass das Klimt-Gemälde oder irgend ein anderes der bei Christie's gezeigten Werke in absehbarer Zeit zur Auktion gelangt. Wenn es doch geschieht, ist internationales Sammler-Interesse gewiss; 2012 brachte das im selben Format wie die "Schönbrunner Landschaft" gemalte Klimt-Bild"Litzlberg am Attersee"- ein Restitutionsfall aus dem Salzburger Museum der Moderne - bei Sotheby's 29,6 Millionen Euro ein.
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