Hofer im Amazonas (2/2)

Abseits der Touristenpfade: Ausländer sind in den Dörfern am Oberen Rio Negro selten anzutreffen - und werden umso herzlicher empfangen.
Klima-Blog, Woche 34: Im Kampf gegen Abholzung und Landkauf unterstützen heimische NGOs die Indigenen am Rio Negro vor allem mit einer Waffe: Bildung.
Stefan Hofer

Stefan Hofer

Die Probleme im Amazonas-Gebiet sind massiv, die Bulldozer ebenso. Mit Bildung will man dagegenhalten.

von Mag. Stefan Hofer

lebt den Öko-Wahnsinn

Insgesamt leben rund 700.000 Indigene in Brasilien. Noch. Denn ihr Lebensraum wird vielerorts bedroht. So wie hier, am Oberen Rio Negro, im Nordwesten des aufstrebenden Schwellenlands mit seinen 194 Millionen Einwohnern.

Hofer im Amazonas (2/2)

Der flächenmäßig größte Staat Südamerikas giert nach Rohstoffen und Energie für weiteres Wachstum. Tag für Tag werden tropische Hölzer geschlagen, um Viehweiden und dem Anbau von Soja und Zuckerrohr Platz zu machen.

Bergbau und Großprojekte wie der Staudamm Belo Monte (der KURIER berichtete) tun ihr übriges, um das Erscheinungsbild der Region nahe des Äquators dauerhaft umzukrempeln. Im Vorjahr gingen rund 5000 km2 brasilianischer Regenwald unwiederbringlich verloren.

Fußball-WM 2014 und Olympische Spiele in Rio 2016 sind längst in Sichtweite - in Form riesiger Stadien. Zwar wird auch im Fußball-verrückten Land der Bau einer Arena mitten im Amazonas-Gebiet kritisch beäugt, von einem "weißen Elefanten", einem nutzlosen Prestigebau in Manaus ist die Rede. Doch Blöße geben vor der Weltöffentlichkeit, die sportliche Spektakel erwartet? Nein.

Am Oberen Rio Negro

Hofer im Amazonas (2/2)

Brasilien wird also auf Vordermann gebracht, immer mehr unberührte Natur droht zu verschwinden. Doch es gibt sie noch, wie am Oberen Rio Negro.

Straßen? Fehlanzeige. Als Verkehrsweg dient seit jeher der Fluss selbst. Und so reiste die Delegation österreichischer Klimaschützer, zu der mein Bruder gehörte (siehe Teil 1 des Blogs), per Boot von Dorf zu Dorf, insgesamt ein halbes Dutzend Siedlungen wurde angesteuert.

Hofer im Amazonas (2/2)
Dieses Ritual gilt auch für Gäste, die nur ganz selten bis in diese entlegene Region vordringen.

Mein Bruder schilderte mir herzliche und lang andauernde Empfänge, erzählte von Fischsuppe mit Chili zum Frühstück und Nächten in der Hängematte im Freien, von Handteller-großen Spinnen und Moskito-gepeinigten Mitreisenden. Sprachbarrieren fielen spätestens beim gemeinsamen Fußballspiel.

Im Einsatz für die Mittellosen

Hofer im Amazonas (2/2)
Hier die Links, wer mehr über die Arbeit des Klimabündnis Österreich und von Horizont3000 erfahren möchte.

Im Mittelpunkt der brasilianisch-österreichischen Zusammenarbeit stehen der Ausbau des indigenen Schulwesens und die Stärkung der Kultur. Aktuell wird daran gearbeitet, bislang nur mündlich tradiertes Wissen - etwa über Heilpflanzen - niederzuschreiben.

Es ist ein Weg, um den Indigenen mögliche Auswirkungen der wirtschaftlichen Begehrlichkeiten von außen an der rohstoffreichen Region bewusst zu machen.

Hofer im Amazonas (2/2)

Zudem wird die traditionelle nachhaltige Bewirtschaftung des Regenwaldes gefördert. Ist man den Anblick der Monokulturen in der westlichen Hemisphäre gewohnt, blickt man auf ein scheinbares Durcheinander.

Doch dahinter steckt ein ausgeklügeltes System, um bestmöglich vom nährstoffarmen Boden zu profitieren. Neben Maniok werden auf einem typischen "Feld" auch Bananen, Ananas oder Chili angebaut. "Voneinander lernen", propagiert das Klimabündnis ein zentrales Motto.

Fläche größer als Salzburg

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Heuer konnte wieder ein Etappensieg errungen werden: Die brasilianische Regierung hat drei indigene Schutzgebiete anerkannt, heißt es seitens der Klimabündnis.

"Eine Regenwald-Fläche größer als das Bundesland Salzburg, bewohnt von über 1800 Angehörigen verschiedener indigener Völker, wurde damit unter Schutz gestellt", freut sich Klimabündnis-Geschäftsführer Peter Molnar.

Damit erreichte die brasilianische Organisation FOIRN mit österreichischer Unterstützung die Anerkennung von 110.000 km² Regenwald, die jetzt auf insgesamt über 118.000 km² erweitert werden.

Hofer im Amazonas (2/2)

Damit folgender Satz des legendären Naturforschers Alexander von Humboldt in seinem schon erwähnten Bericht "Die Reise nach Südamerika" auch gut 200 Jahre danach noch Gültigkeit besitzt:

"Hier, in einem fruchtbaren Lande, geschmückt mit unvergänglichem Grün, sieht man sich umsonst nach einer Spur von der Wirksamkeit des Menschen um; man glaubt sich eine andere Welt versetzt, als die uns geboren."

Zurück zum ersten Teil des Beitrags über die Reise an den Amazonas.

Zu den gesammelten Blog-Einträgen "Hofer lebt den Öko-Wahnsinn".

Links

Falls Sie mehr über das Klimabündnis Österreich und Horizont3000 erfahren oder die heimischen NGOs unterstützen möchten – hier geht es zu den Websites:

Klimabündnis-Website

Amazonas-Blog des Klimabündnis

Horizont3000-Website

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