Fragwürdige Methoden

Weil ein 15-Jähriger Schauspieler werden wollte, soll er Anfang der 1960er-Jahre in eine geschlossene Abteilung gesteckt worden sein.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Peter Schleicher, heute 66 Jahre und gefragter Musiker, wäre seine Karriere beinah verwehrt geblieben. Weil er schon im Alter von 15, 16 Jahren den Berufswunsch äußerte, Schauspieler zu werden. Das dürfte ihm offenbar den Einzug in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie auf der Wiener Uni-Klinik beschert haben. Damals habe er mit seinem Berufswunsch nicht der gesellschaftlichen Norm entsprochen. Die Schule hat Peter Schleicher nie sonderlich interessiert - mit dieser Einstellung dürfte er wohl nicht der einzige gewesen sein. Ein Kind womöglich deshalb mit Valium "vollzustopfen" und es einzusperren, ist mehr als fragwürdig und lässt an den psychiatrischen Methoden von damals stark zweifeln.Dem KURIER hat Peter Schleicher heute in aller Offenheit erzählt, wie es damals war. Was es für ein Gefühl war, mit 15 auf einer psychiatrischen Station eingesperrt zu werden, Medikamente verabreicht zu bekommen, von denen man in diesem Alter nicht weiß, wogegen sie genau helfen, und schließlich mithilfe seiner Freunde aus der Anstalt zu fliehen. Den KURIER-Bericht finden Sie hier.

Klinik reagiert

Wilhelm J. erhob schon am Montag schwere Vorwürfe gegen die Wiener Uni-Klinik. Die Therapie psychischer Krankheiten mit durch Malaria hervorgerufene Fieberschübe war schon damals nicht mehr State-of-the-Art. Die Wiener Uni-Klinik hat auf die Vorwürfe jetzt reagiert: Ärzte, die damals ihren Dienst für die Klinik geleistet haben, sollen hinzugezogen werden. Ein Krisenteam wird eingerichtet. Dass diesen Vorwürfen jetzt zumindest einmal nachgegangen wird, ist Peter Schleicher und Wilhelm J. zu verdanken. Mit ihrem Mut, an die Öffentlichkeit zu gehen, lassen sie Kritik am System und ein kritisches Hinterfragen medizinischer Methoden erst zu.

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