Die Mauern des Schweigens
Die Aufklärung des Heimskandals wurde stets blockiert. Auch heute gibt es noch Hindernisse.
Alle Akten müssen auf den Tisch
Wieder stößt das Gremium, das die Vorfälle im Kinderheim
Wilhelminenberg aufklären soll, gegen
Mauern. Es waren auch Mauern des Schweigens, gegen die ehemalige Kinder von Heimen seit Jahrzehnten gelaufen sind.
Wie nicht erst aus dem neuesten Zwischenbericht der Wilhelminenberg-Kommission hervorgeht, wussten viele von den Vorkommnissen in Heimen. Das Jugendamt wurde mit Vorwürfen gewaltsamer Erziehung konfrontiert, Geschehen ist nichts. Anzeigen bei der
Polizei wurden oftmals einfach nicht entgegengenommen. Selbst sexueller Missbrauch war spätestens seit den 1970er-Jahren bekannt. Auch da hat die Behörde die Aufklärung blockiert. Psychiater, Psychologen, Ärzte, Krankenschwestern und sogar Richter wussten über die Zustände in den Heimen bescheid. Und oftmals natürlich die Angehörigen der Kinder, soferne jene welche hatten.
Verweigerung
30, 40, 50 Jahre nach den schrecklichen Vorfällen arbeitet die Wilhelminenberg-Kommission die Geschehnisse auf. Und auch sie stößt an Mauern. Nachdem die Personalabteilung der Stadt
Wien anfangs (aus datenschutzrechlichen Gründen) die Freigabe von Personalakten verweigert hatte, wurden die Akten im Sommer schließlich doch freigegeben. Die Datenschutzkommission des Bundes hat dazu ihren Sanctus gegeben. Jetzt hält man seitens der Stadt Wien wieder Personalakten zurück. Jene Schriftstücke, die klären können, welche Psychologen, Psychiater, Krankenschwestern, Ärzte, Hausarbeiter, Erzieherinnen, Magistratsmitarbeiter in die Vorfälle involviert gewesensein könnten oder zumindest davon gewusst haben könnten.
Nur durch lückenlose Aufklärung kann die Zeit der geschlossenen Kinderbeherbergungsanstalten aufgearbeitet werden. Die Mauern des Schweigens gehören endgültig abgerissen. Das heißt: Alle Akten müssen auf den Tisch. Sonst bleibt der Eindruck, dass wieder etwas vertuscht werden soll.
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