Pöllauer Hirschbirne

Hirschbirne.
Seit einigen Tagen zählt sie zu den von der EU geschützten Ursprungsbezeichnungen (g. g. A.).
Ingrid Teufl

Ingrid Teufl

Die Hirschbirne macht sich als Gelee, Sekt und sogar als "steirischer Martini" gut.

von Mag. Ingrid Teufl

über die seltene Birnensorte

Bei Besuchen in der Oststeiermark kommt einem die Hirschbirne immer wieder unter. Im Pöllautal widmet man sich seit einigen Jahren dem Erhalt und Weiterführung dieser seltenen, für die Region typischen Birnensorte. Doch außerhalb ihrer Ursprungsregion im Pöllautal ist die herbe Schönheit weitgehend unbekannt. Dass die grünliche Birne seit Mittwoch mit einer geschützten Ursprungsbezeichnung – eben "Pöllautaler Hirschbirne" – von der EU versehen wurde, sollte ihren Bekanntheitsgrad nun aber auch über die Grenzen des Pöllautales hinaus erhöhen. Denn immerhin spielt die unscheinbare Frucht nun in einer Liga mit der "Wachauer Marille", "Waldviertler Graumohn", "Tiroler Graukäse" oder den "Steirischen Kürbiskernen". Mit der Hirschbirne ist die Liste der Produkte mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g. g. A. - geschützt geografische Angabe) aus Österreich nun auf 15 angewachsen.

Was die Frucht besonders macht, ist nicht nur ihr typischer Verbreitungsraum, der auch heute noch weitgehend dem historischen entspricht. Bekannt ist die Hirschbirne hier seit dem Beginn des 19. Jahrhundert, Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie sogar bis an den Kaiserhof geliefert und exportiert. Ihr fein-süßer, typischer Birnen-Geschmack hat es Kennern angetan. Er kommt besonders bei vollreifen Früchten zum Tragen.

Hirschbirne hat nichts mit dem tierischen Hirsch zu tun

Pöllauer Hirschbirne
Hirschbirne

Davon ist zwar heute keine Rede mehr, kulinarisch hat die Birne, deren Namen übrigens nichts mit dem tierischen Hirsch zu tun hat, viel zu bieten. Sie zählt zu den spät reifenden Sorten, und so wurde ihr von der Bevölkerung der Name "Hirscht" ( = Herbst) verpasst. Traditionell verarbeitete man sie immer schon am liebsten zu Most, Schnaps und Kletzen. Gedörrt kommt nämlich ihre Süße besonders gut zur Geltung. Seit ihre Bedeutung auch in ihrer Heimat wieder mehr geschätzt wird, wird die Birne auch vielfach als Fruchtsaft aufgetischt. Die FamiliePöltlist einer der Hersteller, die auf natürliche Säfte setzen, die lediglich pasteurisiert werden (1 l/2,90 €). Doch aus der Hirschbirne ist heutzutage noch mehr herauszuholen. Am Hof der Pöltls wird sie etwa auch zu Schokolade und Sekt (0,75 l/10,90 €) und Hirschbirnenessig (0,25 l/2,50 €) verarbeitet.

Pöllauer Hirschbirne
Hirschbirne

Wem die Zeit fehlt, quer durchs Pöllautal Leckereien zusammenzusuchen, sollte vielleicht gleich denPöllauer Bauernladenim Zentrum der Marktgemeinde einkehren. Dort werden die Produkte von sieben regionalen Herstellern verkauft. Dazu zählen neben den Klassikern auch Schmankerln wie Hirschbirnensenf von Fischerauer (100 g/3,70 ), der mit Dörrbirnen verfeinert wurde. Auch am Frühstücksbrot macht sich die Hirschbirne gut. Die Familie Laschet hat ein naturreines Hirschbirnengelee beigesteuert (106 ml/2,40 €).

"Steirischer Martini"

Pöllauer Hirschbirne
Birnhirsch

Sogar als "steirischer Martini" kommt die unscheinbare Birne zu Ehren. Manfred Pailer und sein Sohn Hans-Jürgen verfeinerten ein altes Familienrezept aus Saft und Schnaps zu einem "Hirschbirnencocktail", der ihren Gästen im Hotel "Grüne Au" schon seit Jahren schmeckt. Nach längerem Tüfteln entstand daraus der mit 16 Prozent leicht alkoholische Fruchtsaftlikör "Birnhirsch" (0,7 l/ca. 16 €). Er ist nicht nur in vielen regionalen Gastronomiebetrieben erhältlich, sondern auch in den Supermärkten der Region. Im Raum Wien ist der Likör etwa beim Großhändler C + C Pfeiffer(Wien-Nord, Brunn am Gebirge) erhältlich.

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