"Austausch" der Bevölkerung: Provokation mit einem Unwort

Vier Tage nach dem Appell des Staatsoberhaupts ignoriert der Vizekanzler diesen. Was will er?
Christian Böhmer

Christian Böhmer

Vier Tage hat er durchgehalten. Nach der Empörung um das widerliche „Rattengedicht“ hat sich der Vizekanzler der Republik vier Tage lang an das gehalten, worum ihn und alle anderen Politiker der Bundespräsident gebeten hat, nämlich: um eine „besondere Achtsamkeit beim Gebrauch der Sprache“.

Am Sonntag strapazierte Heinz-Christian Strache dann ausgerechnet in der auflagenstärksten Ausgabe der Krone einen Begriff, den vorzugsweise Rechtsextreme vor sich hertragen: den „großen Austausch“ bzw. „Bevölkerungsaustausch“.

Spätestens seit der Attentäter von Christchurch sein Massenmorden mit dem Hinweis auf diesen angeblich stattfindenden „großen Austausch“ begründet hat, weiß man um die Last, die auf dem Begriff liegt: Wer vom „großen Austausch“ spricht, redet damit vor allem einer Verschwörungstheorie von Rechtsradikalen und Nazis das Wort, die seit Jahrzehnten behaupten, Europa solle von Afrikanern (und jetzt möglicherweise auch noch von arabischen Muslimen) zwangskolonisiert werden.

Natürlich weiß der Vizekanzler um diese Problematik – im Interview wird er auf sie sogar noch einmal ausdrücklich hingewiesen.

Und natürlich wusste er vorab, dass ihm Rechtsradikale – wieder einmal – applaudieren würden, wenn er vom „Bevölkerungsaustausch“ spricht.

Er tat es trotzdem. Er ignorierte den Appell des Bundespräsidenten. Und nicht nur Alexander Van der Bellen muss und wird sich fragen: Was will der Vizekanzler der Öffentlichkeit damit wohl sagen?

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